Re: Zuletzt gesehener Film

9152
Nico hat geschrieben: 4. Februar 2019 00:46 Hey Niklas! Echt super, dass du wieder zurück bist! Habe Split noch nicht gesehen, aber grade deine Rezension gelesen und muss dir mal ein Kompliment aussprechen, sehr schön geschrieben! Scheint, als hättest du in der forenlosen Zeit kräftig geübt, ich fand‘s sehr viel besser zu lesen als deine früheren Kritiken. (Die ja aber natürlich auch nicht schlecht waren.) Ich müsste eigentlich auch mal wieder was längeres zu einem Film schreiben, ist schon ewig her...
Erstmal danke für dein Feedback :)
Ich muss auch gestehen, dass ich in der forenlosen Zeit mich trotzdem viel mit Filmen auseinandergesetzt habe und ich habe sehr viele Filme nachgeholt, bzw. bin nach wie vor am Nachholen alter Klassiker, alt oft in Anführungsstrichen. Man merkt einfach, dass man dann mit der Zeit ein ganz anderes Verständnis für Filme bekommt und noch mal ganz anders mit der Leidenschaft umgehen kann.
Ich denke mein Plan für die Zukunft ist folgender: Ich werde jetzt versuchen hier möglichst einmal die Woche eine Kritik hochzuladen, mit der Zeit dann vielleicht auch wieder längere. Und wenn ich dann merke, "jetzt bin ich auf dem Level was ich mir als Ziel gesetzt habe", werde ich mal schauen das ich mich an die Königsdisziplin der Bondrezensionen ran wage und vielleicht dann mal nach und nach meine alten Kritiken durch aktuelle ersetze.
Also wundert euch nicht, wenn ich jetzt hier immer mal wieder Rezensionen hochlade, mir hat es Spaß gemacht endlich mal wieder über einen Film zu schreiben :)

Re: Zuletzt gesehener Film

9153
Live by Night.

Ungefähr zwei Jahre nach seinem Kinostart, kam ich endlich dazu Ben Afflecks „Live by Night“ zu sehen. Und ich muss sagen, dass ich die Kritiker dieser Welt genauso wenig verstehen kann, wie das Publikum. Der Film wurde ein großer finanzieller Misserfolg und von Kritikern mittelmäßig bis schlecht aufgenommen. Beides kann ich nicht verstehen. Es handelt sich hier weder um einen experimentellen Arthpusestreifen, der aufgrund seiner Machart keine Zuschauermassen für sich begeistern könnte, noch ist er inhaltlich leer oder dämlich, sodass es Anlass für Kritiker gäbe zu meckern.
Stattdessen wird hier die Geschichte eines Gesetzlosen aus den späten 1920 und frühen 1930er Jahren erzählt, der kein Gangster sein will, es auf seine Art und Weise aber natürlich trotzdem ist. Es gibt kein bestimmtes Thema, dem der Film folgt, sondern es werden viele Themen angeschnitten und verknüpft. Es geht um Hass und Liebe, um Vergebung und Vergeltung um Aufstieg und Fall, Macht und Unterdrückung. Man könnte nun natürlich bemängeln, dass „Live by Night“ durch diese Vielzahl an Themen überfrachtet wäre, tatsächlich wirkt die Geschichte aber dadurch glaubhaft. Kaum einer lebt ein Leben, das nur von einem Thema bestimmt wird, stattdessen bewegen uns viele Dinge.
„Live by Night“ ist durchgehend interressant und schafft es zum Ende hin mehrfach den Zuschauer zu überraschen. Nicht mit übertriebenen Twists, die alles bisher gesehene ins Gegenteil verkehren, sondern mit Entwicklungen, die überraschen, Situationen, die sich plötzlich wandeln und dem plötzlichen anknüpfen an bereits lange zurückliegende Handlungsstränge. Der Film bietet einen gesunden Mix aus Spannung, Romantik, Action und Humor und präsentiert es in einem vollkommen unverbrauchten Setting. Es bräuchte mehr derartige Filme, doch leider ist dieses Segment der Mid-Budget Filme leider am Aussterben. Schade drum.

8/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

9154
Den fand ich leider ziemlich öde. Nach Afflecks voran gegangenen Regiearbeiten doch eine relativ herbe Enttäuschung. Die Figuren bleiben einem sämtlich egal, Spannung kommt nie auf und Affleck sollte sich unbedingt mehr hingter der Kamera aufhalten.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

9155
Ich fand den etwas bieder inszeniert mit viel Voice-Over, und Afflecks Darstellung hölzern, in Gone Girl und Accountant hat sein limitiertes Spiel viel besser reingepasst. Aber durchaus unterhaltsam und die grosse Schlussballerei war gut. 6/10

EDIT: Schönes Kurzreview von Nami, vor allem der Punkt mit den verschiedenen Themen ist etwas was ich oft in Filmen erlebe, wenn auch nicht unbedingt in Live by Night. Und das Setting ist wirklich cool, nicht zuletzt deshalb hat mich die Actionszene am Ende etwas an Klassiker wie Getaway, Bonnie & Clyde und The Untouchables erinnert.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9156
Der kam doch beinahe noch zu gut weg und man muss sich schon fragen, wie Affleck nach Town und Argo so eine Gurke abliefern konnte, der es an nahezu allem fehlt: Atmosphäre, Raffinesse, Gefühl und vor allem Spannung. Sein eigenes Spiel ist derweil katastrophal blass - auch dies merkwürdig, da er in seinen anderen selbstgeführten Einsätzen auch hier eine gute Figur machte. Und dabei wäre ein großes Mafiaepos so ein schöner Farbtupfer in der derzeitigen Kinolandschaft... Schade um diese zweite vertane Chance (nach "Gangster Squad") in wenigen Jahren.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9159
Bad Times at the El Royale (2018)

Dieser Film, zumindest kommt es mir so vor, scheint im Kinojahr 2018 ziemlich untergegangen zu sein, was eigentlich ziemlich schade ist. Einmal mehr zeigt sich aber, dass ein Film Qualität vorweisen kann, auch wenn die Einspielergebnisse nur mässig waren. Ich weiss jetzt nicht, wie der Film hier im Forum abschnitt, aber mir hat er sehr gut gefallen. Vielleicht liegts daran, dass ich aktuell ohnehin versuche, das Genre Neo-Noir zu erkunden. Während mir die echten, alten "Noir"-Filme weniger zusagen, finde ich moderneren Interpretationen umso interessanter, und in "Bad Times at the El Royale" findet man einige Elemente davon.
Was mir besonders zusagte war der Stil des Films. Die Ausstattung das Hotels ist sehr gelungen, und die Kameraführung lässt den Film atmosphärisch sehr dicht rüberkommen. Hier findet man hinter der Kamera einige Leute, die man auch mal gerne an einem Bondfilm arbeiten sehen würde. Inhaltlich stellt man erfreut fest, dass der Film nicht ständig versucht cleverer zu sein, als er ist, und dennoch eine ordentliche Spannungskurve zu bieten hat. Aufgesetzte Coolness à la Tarantino findet man erfreulicherweise ebenfalls nicht vor. Die teilweise kritisierten Perspektivwechsel und die lange Laufzeit fand ich erstaunlicherweise nicht störend. Die Figuren waren interessant geschrieben und von den Darstellern sehr gut gespielt, einzig die Figur von Chris Hemsworth schien mir etwas übertrieben gezeichnet.
Etwas schade auch, dass man den eigentlich originellen Umstand, dass das Hotel direkt auf der Grenze steht, nicht weiter nutzte. Hier hätte man beispielsweise mit den Zuständigkeiten von Ermittlungen einige amüsante Szenen einbringen können.
Nichtsdestotrotz ein stilvolller, gut besetzter und atmosphärischer Thriller und eines der Highlights des Filmjahres 2018.

9/10

Re: Zuletzt gesehener Film

9160
Hab jetzt auch endlich "Green Book" gesehen. Es ist zwar erst Februar, aber ich glaub irgendwie nicht, dass den Film dieses Jahr noch irgendwas toppen kann. Vielleicht bin ich aber auch nicht neutral genug, weil ich bei dem Film an so gut wie jedem Schauplatz schon mal war.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

9161
Vigilantismus hat schon seit Jahren filmische Hochkonjunktur. "Revenge" ist definitiv einer der interessanteren Vertreter dieser Gattung:

Auf Bluray: Revenge (2017)

Vigilanter Feminismus oder feministischer Vigilantismus?

Rache. Es gibt nicht viele Motive, die in der Filmgeschichte dermaßen präsent und langlebig waren - und das bis heute. Der Vigilantismus war schon beinahe in jedem Genre zu Gast, hat aber auch ein eigenes geprägt. Diese spezielle Spielart des Thriller- und Actionkinos genießt nicht den besten Ruf, erfreut sich aber trotz alledem - oder vielleicht auch gerade deswegen - ungebrochener Beliebtheit. Ob es an der meist ruppigen und zynischen Gangart liegt, ob an der Symbiose der in der Realität oft inkompatiblen Paarung Recht und Gerechtigkeit, oder einfach nur am Reiz der simplen Lösung, der Revenge-Film polarisiert wie kaum eine andere Gattung. Dass hier fast ausschließlich Männer als Fusion aus Richter und Henker zur Tat schreiten, ist dabei sicher ein nicht unwesentliches Kriterium ...

https://ssl.ofdb.de/review/301611,775177,Revenge
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

9162
iHaveCNit: The Lego Movie 2 (2019)
12.02.2019


Kaum zu glauben. Ist es auch schon wieder 5 Jahre her, seitdem uns Phil Lord und Chris Miller mit dem Animationsfilmhit „The Lego Movie“ einen innovativen Animationsstil mit Hang zum popkulturellen Overkill, Meta-Ebenen und Gags am laufenden Band geschaffen haben. Mir hat der erste Film schon gut gefallen und auch das Batman-Spin-Off 2017 war ein toller Film. Den Ninjago-Film habe ich fallen lassen, aber nun ist der 2. Teil wieder einer, bei dem ich genau wusste, warum ich mir diesen nicht entgehen lassen kann. Denn es ist eine rundum gelungene Fortsetzung geworden.

Nachdem der Frieden in der Lego-Welt durch Emmett wieder hergestellt wurde, bleibt nach einer Invasion vom Planeten Duplo kein Stein mehr auf dem Anderen. 5 Jahre gehen ins Land und der Rest der Lego-Bevölkerung hat sich in einer apokalyptischen Einöde namens Apokalysburg breit gemacht. Dann kommt aus einer anderen Galaxie ein General Mischmasch und entführt die Freunde von Meisterbauer Emmett, weil die Königin Wassimmasiwilli einen ganz eigenen Plan verfolgt. So muss Emmett eine wilde Reise auf sich nehmen, um seine Freunde zu retten. Dabei trifft er auch auf den coolen Rex.

„The Lego Movie 2“ ist schon mal visuell und von der Animationstechnik eine gute Weiterentwicklung zu Teil 1, aber die Lego-Animationsfilmoptik wirkt nicht mehr ganz so frisch, neu und innovativ als noch 2014. Man hat sich mittlerweile an diese Optik gewöhnt. Neu kommt hinzu, dass man im Film die Produktpalette von Duplo (wie bereits am Ende von Teil 1 angeteast) und Lego-Friends noch integriert um noch mehr Variationen abbilden zu können. Die Story setzt direkt an den 1. Teil an und bietet einen Plot, der in sich sehr spannend, unterhaltsam, überraschend und auch in Teilen unvorhersehbar ist. Vor allem kann man sich auch in Charakterfragen nie sicher sein, wer jetzt auf welcher Seite steht. Die im Film integrierte Meta-Ebene sorgt wieder für ein ähnliches Aha-Erlebnis wie in Teil 1 und liefert einen größeren Einblick in das Familienleben neben dem Vater und hauptsächlich seinem Sohn. Die Gags, die popkulturellen Referenzen und die kreativen Einfälle sind allesamt richtig gut gelungen und für den das ganze einen leichten Overkill darstellt, besteht ja die Möglichkeit, dass man sich den Film auch gut und gerne mehrfach ansehen kann. An dem Film wie auch an den Steinchen aus Billund haben nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene ihren Spaß. Man ertappt sich im Film auch gerne dabei, einige der catchy präsentierten Songs mitzuträllern, während man einen Ohrwurm hat und auch darauf spielt einer der Songs an. Klar hat man hier keinen zweiten „Everything is Awesome“, aber trotzdem sehr witzige Songs.

„The Lego Movie 2“ - My First Look – 8/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9163
vodkamartini hat geschrieben: 12. Februar 2019 23:11 Vigilantismus hat schon seit Jahren filmische Hochkonjunktur. "Revenge" ist definitiv einer der interessanteren Vertreter dieser Gattung:

Auf Bluray: Revenge (2017)

Vigilanter Feminismus oder feministischer Vigilantismus?

Rache. Es gibt nicht viele Motive, die in der Filmgeschichte dermaßen präsent und langlebig waren - und das bis heute. Der Vigilantismus war schon beinahe in jedem Genre zu Gast, hat aber auch ein eigenes geprägt. Diese spezielle Spielart des Thriller- und Actionkinos genießt nicht den besten Ruf, erfreut sich aber trotz alledem - oder vielleicht auch gerade deswegen - ungebrochener Beliebtheit. Ob es an der meist ruppigen und zynischen Gangart liegt, ob an der Symbiose der in der Realität oft inkompatiblen Paarung Recht und Gerechtigkeit, oder einfach nur am Reiz der simplen Lösung, der Revenge-Film polarisiert wie kaum eine andere Gattung. Dass hier fast ausschließlich Männer als Fusion aus Richter und Henker zur Tat schreiten, ist dabei sicher ein nicht unwesentliches Kriterium ...

https://ssl.ofdb.de/review/301611,775177,Revenge
Mir hat "Revenge" richtig gut gefallen und ich habe ihm sogar 9 Punkte gegeben. Habe ihn mal als Filmempfehlung an eine Kollegin verliehen, die sich gerne für den Unterbereich "Rape and Revenge" interessiert. Für sie sind z.B. sowas wie "Taken" und "I Spit On Your Grave" Meisterwerke und sie mag es gerne, wenn Frauen sich an Männern rächen. Auf meinen Tipp hin hat sie sich auch "Peppermint" angesehen und war begeistert ! Aber für "Revenge" hat sie dann doch weniger etwas übrig gehabt, weil ihr der Film in Bezug auf die Tötungen etwas unkreativ gewesen ist.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9164
Das finde ich steht hier gar nicht im Vordergrund bzw. man kann den Film auf einer ganz anderen Ebene sehen. Das Besondere ist hier imo die permanente Konfrontation mit Sichtweisen, Erwartungshaltungen und Positionen. Die Regisseurin stellt hier sehr geschickt mitunter unbequeme Fragen und verpackt das Ganze in ein Hochglanzunterhaltungsprodukt. Hat man in dem Genre auch nicht alle Tage.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

9165
Blutige Hochzeit

definitiv einer der schwächeren Filme von Claude Chabrol.
Mir ist kein anderer Regisseur bekannt, der zeitlebens nur ein Thema kannte: Die Abgründe hinter der Fassade vermeindlich spiessbürgerlichem Biedermeiertums darzustellen. Manchmal gelang ihm dies famos ("Der Schlächter", "Hühnchen in Essig", "Biester" etc.), manchmal ging das saftig daneben.
Leider hier besonders.
Die ganze Handlung leimsieded so vor sich dahin. Frau von Bürgermeister geht fremd mit dem Vizebürgermeister, der wiederum seine geisteskranke Frau dafür ermordete. Bgm. nützt das aus, wird aber auch deswegen ermordet. Misstrauische Tochter verpfeift beide...
Für einen Chabrol fast schon vorhersehbar. Denoch trotz Piccoli als Bösewicht irgendwie uninspiriert langweilig inszeniert. Der Plot läßt einen ziemlich teilnahmslos zurück
6/10 Punkte
"There is sauerkraut in my lederhosen."
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