Lloronas Fluch
Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass es eine gute Idee war, die Zugehörigkeit von „Lloronas Fluch“ zum Conjuring-Horror-Universum so lange geheim zu halten. Es hätte die Werbekampagne weitaus einfacher gemacht, und für Aufmerksamkeit gesorgt, so wie sie auch die anderen Spin Offs bekommen haben. Doch während „Annabelle“, „Annabelle 2“ und „The Nun“ Selbstläufer an den Kinokassen waren dürfte es der neuste Ableger deutlich schwerer haben. Ehrlich gesagt hätte man allerdings auch gleich auf die Verbindunge zu den Conjuring-Filmen verzichten können, denn außer dem Pater aus „Annabelle“ gibt es keinerlei inhaltliche Verknüpfung.
Stilistisch merkt man dann schon deutlich stärker die Gemeinsamkeiten, immer wieder erkennt man Stilmittel aus Conjuring 1 und 2 wieder, was gut und schlecht zugleich ist. Denn auch wenn einiges nach wie vor effektiv und gelungen ist, wirken andere Elemente zu uninspiriert und wie bloße Kopien.
Das ist schade, zeigt der Film doch an vielen Stellen großes Potential, sowohl inhaltlich als, auch beim Talent der Leute hinter der Kamera. Die Geschichte rund um den Geist einer mexikanischen Schönheit, die einst in einem Eifersuchtsanfall ihre Kinder ertränkte und nun aus Verzweiflung an ihrer eigenen Tat dazu getrieben wird andere Kinder zu ertränken und „zu sich zu holen“ hätte neben dem gruseligen auch einen großen tragischen Aspekt haben können, der allerdings deutlich zu kurz kommt. Auch die Ausarbeitung der Charaktere hätte weitaus ausführlicher stattfinden können, schließlich handelt es sich dabei um eines der Markenzeichen und vor allem eine der größten Stärken der Conjuring-Filme. Und der Film schafft es zwar, dass man sich für die Hauptfigur interessiert, für mehr aber auch nicht. Linda Cardellini trägt die Handlung mit ihrem hervorragenden Schauspiel zwar meist, doch nahezu jede Szene ohne sie funktioniert maximal mittelmäßig. Die Kinderdarsteller (ebenfalls bislang eine Stärke des Franchises) sind unglaublich schwach und bekamen in der deutschen Fassung auch noch unfassbar emotionslose Synchronstimmen. Das passt zwar zum Schauspiel, sorgt aber hin und wieder eher für unfreiwillige Komik.
Dennoch ist Lloronas Fluch kein wirklicher Reinfall. Der Film ist kompetent inszeniert, versteht es, neben den Jumpscares auch über lange Zeit Atmosphäre aufzubauen und zeigt auch das Talent des Regisseurs Michael Chaves, sowie seines Kameramannes Michael Burgess. Etwas mehr Steadicam, statt der Handkamera hätte den oftmals lange ungeschnittenen Szenen aber sehr gut getan.
Letztenendes bleibt Lloronas Fluch doch mehr oder weniger Horror von der Stange und weiß sich nur in wenigen Momenten wirklich davon abzusetzen. Das ist, aufgrund des geschilderten Potentials, sehr schade, denn der Film hätte weitaus mehr sein können als das. Eigentlich wollte ich einen halben Punkt mehr geben, aber dann wäre er mir zu nah an den beiden Annabelle-Filmen gewesen, die ich doch klar besser sehe.
5,5/10
Re: Zuletzt gesehener Film
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