Re: Zuletzt gesehener Film

9256
Lloronas Fluch

Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass es eine gute Idee war, die Zugehörigkeit von „Lloronas Fluch“ zum Conjuring-Horror-Universum so lange geheim zu halten. Es hätte die Werbekampagne weitaus einfacher gemacht, und für Aufmerksamkeit gesorgt, so wie sie auch die anderen Spin Offs bekommen haben. Doch während „Annabelle“, „Annabelle 2“ und „The Nun“ Selbstläufer an den Kinokassen waren dürfte es der neuste Ableger deutlich schwerer haben. Ehrlich gesagt hätte man allerdings auch gleich auf die Verbindunge zu den Conjuring-Filmen verzichten können, denn außer dem Pater aus „Annabelle“ gibt es keinerlei inhaltliche Verknüpfung.
Stilistisch merkt man dann schon deutlich stärker die Gemeinsamkeiten, immer wieder erkennt man Stilmittel aus Conjuring 1 und 2 wieder, was gut und schlecht zugleich ist. Denn auch wenn einiges nach wie vor effektiv und gelungen ist, wirken andere Elemente zu uninspiriert und wie bloße Kopien.
Das ist schade, zeigt der Film doch an vielen Stellen großes Potential, sowohl inhaltlich als, auch beim Talent der Leute hinter der Kamera. Die Geschichte rund um den Geist einer mexikanischen Schönheit, die einst in einem Eifersuchtsanfall ihre Kinder ertränkte und nun aus Verzweiflung an ihrer eigenen Tat dazu getrieben wird andere Kinder zu ertränken und „zu sich zu holen“ hätte neben dem gruseligen auch einen großen tragischen Aspekt haben können, der allerdings deutlich zu kurz kommt. Auch die Ausarbeitung der Charaktere hätte weitaus ausführlicher stattfinden können, schließlich handelt es sich dabei um eines der Markenzeichen und vor allem eine der größten Stärken der Conjuring-Filme. Und der Film schafft es zwar, dass man sich für die Hauptfigur interessiert, für mehr aber auch nicht. Linda Cardellini trägt die Handlung mit ihrem hervorragenden Schauspiel zwar meist, doch nahezu jede Szene ohne sie funktioniert maximal mittelmäßig. Die Kinderdarsteller (ebenfalls bislang eine Stärke des Franchises) sind unglaublich schwach und bekamen in der deutschen Fassung auch noch unfassbar emotionslose Synchronstimmen. Das passt zwar zum Schauspiel, sorgt aber hin und wieder eher für unfreiwillige Komik.
Dennoch ist Lloronas Fluch kein wirklicher Reinfall. Der Film ist kompetent inszeniert, versteht es, neben den Jumpscares auch über lange Zeit Atmosphäre aufzubauen und zeigt auch das Talent des Regisseurs Michael Chaves, sowie seines Kameramannes Michael Burgess. Etwas mehr Steadicam, statt der Handkamera hätte den oftmals lange ungeschnittenen Szenen aber sehr gut getan.
Letztenendes bleibt Lloronas Fluch doch mehr oder weniger Horror von der Stange und weiß sich nur in wenigen Momenten wirklich davon abzusetzen. Das ist, aufgrund des geschilderten Potentials, sehr schade, denn der Film hätte weitaus mehr sein können als das. Eigentlich wollte ich einen halben Punkt mehr geben, aber dann wäre er mir zu nah an den beiden Annabelle-Filmen gewesen, die ich doch klar besser sehe.

5,5/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

9257
After Passion
das Fan-Fiction Niveau (Vorlage war ein Schulmädchen-Roman über einen Teenie-Star Sänger) merkt man dem Film in jedem Dialog deutlich an („Hardin ist kompliziert“ „Ja aber mir gegenüber ist er anders!“!). Er ist nichts anders als „Love Story“ auf Schulaufsatz-Level. Die Dialoge sind unglaublich platt, und bei aller Nachvollziehbarkeit der Rollen in diesem Millieu, dieses Coming of Age von College Girls, wie sie sich von ihrer Mutter und Freund daheim loseisen und neue Bekanntschaften und Liebschaften knüpfen, bleiben die Figuren unglaublich seicht. Diese Anmaßung, Tess und Hardin mit Elisabeth Bennett und Mr. Darcy aus „Stolz und Vorurteil“ zu vergleichen, tut weh. Weder mit denen noch mit irgendwem anders im Film kann man sich identifizieren. Es bleibt eine Liasion wie zig andere unter Studierende halt.
Bemerkenswert ist, dass ich der einzige männliche Gast im Publikum war, zudem im gesetzteren Alter. Der Rest bestand allesamt aus Gören im Teenie und Twen-Alter.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Umsetzung, also Regie, Kamera, Schnitt, Score und Musik guter moderner Standard sind. Das rettet dem Film einiges an Punkten!
Daher 7/10 Punkte
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

9258
iHaveCNit: Der Fall Collini (2019)
18.04.2019


Basierend auf dem Roman „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach, den ich jedoch noch nicht gelesen habe, bringt uns Marco Kreuzpaintner ein spannendes Justizdrama mit Elyas
M´Barek, Heiner Lauterbach, Alexandra Maria Lara und Franco Nero in die Kinos, den ich mir gestern Abend angesehen habe. Ich habe mich bewusst von vornherein vielen Informationen über den Film und die Handlung ferngehalten. So hatte der Film mich richtig bekommen, weil sein Anliegen sehr eindringlich und interessant ist.

Der Industrielle Hans Meyer wird in einem Hotelzimmer vom italienischen Gastarbeiter Fabrizio Collini getötet. Der junge, unerfahrene Anwalt Caspar Leinen wird ihm als Pflichtverteidiger zugeteilt. Was Leinen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht weiß, ist dass genau der Hans Meyer ermordet wurde, der ihm jahrelang als Ersatzvater diente. Trotz dieser Konflikte und einem scheinbar aussichtslosen Kampf macht sich Leinen auf der Suche nach dem Motiv für diese Tat und deckt einen großen Justizskandal und die dunkle Vergangenheit Hans Meyers auf, die eng mit der Geschichte Collinis verknüpft ist.

Zunächst mal muss ich sagen, dass der Film unglaublich gut gefilmt wurde und einen tollen Look hat, der sich vor internationalen Produktionen nicht zu verstecken braucht. Der Film selbst wird zum Teil auch in Rückblenden erzählt und liefert uns so einen Blick in die Zeit des jungen Leinen und auch des jungen Collini. Der Film selbst braucht in seinem Aufbau etwas Zeit um in Fahrt zu kommen, bis der volle Umfang des hochkomplexen Themas dargestellt wird und damit eindringlich auf Themen wie Selbstjustiz, Gerechtigkeit, Verjährung und auch natürlich persönliche Bindungen der Charaktere untereinander eingegangen wird, die dem Film eine sehr emotionale Note geben und ein extrem spannenden Film schaffen. Er verlangt auch natürlich noch einem ab, darüber selbst ein eigenes Urteil zu fällen. Die für Justizthriller bekannten, messerscharfen und intelligenten Dialoge sind auch hier vorhanden, nur kann ich nicht ganz beurteilen, wie authentisch diese sind und ob sie 1:1 dem Buch entnommen worden sind, denn manches wirkt auf mich etwas gestelzt weil hier für mich ein wenig gewollt den Charakteren Sätze in den Mund gelegt werden, die im Normalfall so nie gesagt werden würden. Auch in manchen kleinen Momenten werden hier Dialoge geführt, die später absolut keine Relevant mehr haben. Aber auch trotz in meinen Augen etwas holprigen Dialogen machen die Schauspieler alle ihre Sache sehr gut. Allen voran natürlich Elyas M´Barek, Heiner Lauterbach, Alexandra Maria Lara und Franco Nero.

„Der Fall Collini“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9259
iHaveCNit: (Flashback 2018): The Guilty (2018)
19.04.2019


Das dänische Kino – reduzierte Filmideen, genau 2 Zutaten, die mich begeistern können. Dementsprechend habe ich nun „The Guilty“ von Regisseur Gustav Möller mit Jakob Cedergren nachgeholt. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn der Film liefert eine sehr tolle Filmerfahrung.

Asger Holm ist Polizist und er arbeitet aktuell in der Notrufzentrale. Eines Abends erhält er einen Anruf einer scheinbar entführten Frau. Das weckt den Ehrgeiz von Asger, der nun alle Hebel in Bewegung setzen möchte, um der jungen Frau zu helfen.

Der Film spielt sich vordergründig nur in der Notrufzentrale ab und wir erleben, wie Asger Holm, der toll von Jakob Cedergren gespielt wird, mit dieser Situation vor PC-Bildschirmen und mit einem Headset am Ohr umgeht. Wie auch er erleben wir die Situation nur durch unser Gehör und unsere eigene Vorstellungskraft. Dabei spielt der Film mit unserer eigenen Kreativität und Erwartungshaltung, die an manchen Stellen gebrochen wird. Das erzeugt einen ungemein spannenden Sog eine schöne Filmerfahrung.

„The Guilty“ - My First Look – 8/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9260
Kritik: Ghostbusters (1984)

Fragt man einen Filmbegeisterten nach guten Filmen der 80er-Jahre, wird auch dieser Film früher oder später genannt werden: Ghostbusters von 1884. Heute ist dieser Film eine wahre popkulturelle Legende, Neuverfilmungen wie die von 2016 kommen dabei weniger an das Original heran. Was liegt dieser Legende zugrunde? Was macht diesen Film so charakteristisch? Und was halte ich von dem Film?
Nun, um es vorweg zu nehmen: Ich liebe diesen Film. Warum? Kaum ein Film schafft es so intelligent Humor in seine Handlung und Dialoge zu verarbeiten. Fast jeder Satz sitzt, jede Phrase passt. Die Charaktere sind zwar sehr stereotypisch gehalten, doch bleibt jeder Charakter in sich eine schlüssige Person, mit individuellen Eigenschaften. Es sind zwar größtenteils Nerds, seien es verrückte Wissenschaftler oder ein schmieriger Steuerberater. Trotz allem findet man diese Personen, vor allem die Ghostbusters sympathisch, was mit Sicherheit auch mit dem Humor und dem Witz zu tun hat, der über all dem Handeln und Reden der Charaktere liegt.
Ghostbusters möchte dabei gar keinen Ernst versprühen, sondern bewusst übertreiben. Dann befindet sich auf einem Hochhaus in New York City auch mal ein Gottesportal und ein riesiger Marshmallowmann zertrampelt Autos und Gebäude. Aus einem Leichenwagen wird ein schriller lustiger Dienst- bzw. Einsatzwagen um die Toten wieder einzufangen, in einem noblen Hotel wird Chaos gestiftet, bis die Räumlichkeiten nicht mehr ihrem eigentlichen Zustand gleichen. Mit diesen zynischen Bildern spielt der Film und er gewinnt haushoch.
Nun gibt es bestimmt einige Schwächen, die man dem Film ankreiden könnte. Die Art und Weise wie der Film funktioniert und sein Mangel an Realismus könnte manchen Geschmäckern weniger munden. Meinen Geschmack trifft der Film und ich habe jedes Mal aufs Neue Spaß an ihm und möchte ihm hier deshalb 9/10 Punkten geben.

Ich wünsche euch noch ein paar schöne und entspannte Feiertage :)

Re: Zuletzt gesehener Film

9261
Toll geschrieben Niklas, auch wenn ich über den Film jetzt mit dir einen ganz heftigen Streit anfangen könnte - habe ich mich doch neulich erst als beinharter Ghostbusters- und Murray-Verächter hier im Forum geoutet. :wink: Grundsätzlich sehe ich als größten Grund für den Erfolg des Films aber wie du die Zusammensetzung des Teams aus sympathischen Losern, bzw. in diesem Fall mit der Situation eigentlich überforderten Nerds, die auf den ersten Blick nicht wirklich zu klassischen Filmhelden taugen (ein Prinzip, dass bis heute übrigens jede Adam Sandler / Kevin James Klamotte mehr oder weniger gut kopiert). Die Idee, die dem zugrunde liegt, ist simpel formuliert, dass "unphysische Gegner" (wie Geister es nun mal sind) auch nicht von physischen Helden à la Arnie Schwarzenegger besiegt werden können, sondern ein entsprechendes Äquivalent brauchen und da passen Bill Murray und Co. dann natürlich sehr gut ins Bild. Trotzdem: Nicht my cup of tea, aber schön, dass dieser Film dich heute noch begeistern kann.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9262
Das ist dann tatsächlich ein "Film meiner Kindheit" (ich war noch draussen spielen statt mich mit Disney-Kram abzufüllen, Kinder!). Ich habe ihn letztes Jahr zu Ostern mal wieder gesehen und er war spassig so im 6- bis 7-Bereich. Einige der Dinge, die Ramis, Aykroyd, Murray und Co. vom Stapel lassen sind wirklich herrlich, z.B. der grandiose Fire-and-Brimstone-Monolog, oder "We came, we saw…" und alles mit den Twinkies. Ein nettes und witziges Spektakel, das nicht wehtut aber für mich kein grosses Meisterwerk oder ähnliches darstellt.

We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9263
Hallo Deutschland, du hast auch ein Kino jenseits von Pennäler-Humor und platten Schöner Wohnen RomComs. Und nein, Schweighöfer ist nicht die Speerspitze teutonischer Schauspielkunst. Genrekino gibt´s auch hier ganz tolles, man müsste halt nur mal vorbeischauen:

Im Kino: Der Fall Collini (2018)

„Genre Made in Germany - Ein hoffnungsloser Fall?“

Selbst schuld. Ständig wird hierzulande lamentiert, der deutsche Film habe außer seichten Komödien und derben Späßen nichts zu bieten. Ein vernünftiges, v.a. qualitativ internationalen Standards stand haltendes Genrekino gäbe es nicht. Wie so häufig handelt sich dabei um eine Scheindebatte, wobei Schein hier insbesondere Scheinheiligkeit meint. Man nehme nur den durch seine Winnetou-Persiflage zum neuen Comedy-King der Kinomassen empor gestiegenen Michael Bully Herbig. Mit dem DDR-Fluchtdrama „Ballon“ legte er vor wenigen Monaten einen superben Historien-Thriller hin, der es in jeder Hinsicht mit der US-amerikanischen Genrekonkurrenz aufnehmen konnte. Ergebnis? ...

https://ssl.ofdb.de/review/323341,78080 ... t0YhIjnsEI
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

9265
Zu Ghostbusters: danke Nikals, für den Flashback ins Jahr 1990, in dem ich Teil 1&2 da erste Mal genießen durfte und den anschließenden Hype (Hasbro oder Mattel Figuren - ich hatte Ray Venkman!) der durch die Zeichentrick Serie aufkam! Schaue diese eindimensionalen Klassiker immer wieder gerne und hab unerwarteterweise sogar das Remake gemocht (Chinaimbiss, Chris Hemsworth als dummeTipse).
Ich bin mehr, als ich scheine
In mir steckt alle Kraft und Stärke der Welt

Re: Zuletzt gesehener Film

9266
Halte es da mit Hille. Obwohl ein ausgewiesener Fan des 80er Jahre Kinos und auch der entsprechenden Popkultur, bin ich nie richtig warm geworden mit den Geisterjägern. Fand ich bestenfalls ganz nett. Trotzdem immer wieder schön, wenn jemand seine Leidenschaft in knackige Worte zu packen vermag.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

9267
iHaveCNit: Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit (2019)
20.04.2019


Als nächstes in diesem Filmjahr habe ich mich für biografisches Kunstkino entschieden und den mit reichlich Verspätung in Deutschland gestarteten „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ angesehen. Für diesen Film war Willem Dafoe zurecht für einen Oscar nominiert. In der sehr zahlreichen Auswahl an Filmen über den niederländischen Maler habe ich bisher nur „Loving Vincent“ gesehen und kann zu den anderen Filmen und deren Wirkung nicht viel erzählen. Zu „At Eternitys Gate“ kann ich jedoch sagen, dass wir hier sehr interessantes Kunstkino mit einem toll aufspielenden Willem Dafoe bekommen.

Im grauen und tristen Paris lernt der niederländische Maler Vincent Van Gogh den französischen Maler Paul Gauguin kennen, der ihn auf die Idee bringt nach Südfrankreich nach Arles zu reisen um dort seiner Malerei nachgehen zu können. Dort stößt der Maler jedoch auf nur geringe Gegenliebe und auch seine Kunst scheint nicht wirklich gut anzukommen. Bis er nach einer kurzen Phase in der ihn Gauguin begleitet hat sich in seinem Wahnsinn der eigenen Kunst zu verlieren droht.

Gerade dass Regisseur Julian Schnabel und Kameramann Benoit Delhomme selbst Maler sind kommt dem Film aus visueller Sicht sehr zu gute. Man bekommt sowohl in den Landschaftsaufnahmen, den Kamerafahrten und den Close-Ups, die immer dicht an Willem Dafoe sind, ein regelrechtes Gefühl für die Person Van Gogh und auch dessen Verständnis zur Kunst, so dass wir die Welt aus den Augen Van Goghs sehen können. Das entwickelt einen ungemeinen Sog und hat mir auf jeden Fall richtig gut gefallen. Auch die Nähe zu Dafoe und seinem zerfurchten Gesicht lässt den Wahnsinn und die Verzweiflung Van Goghs zu jedem Zeitpunkt spürbar werden. Da macht es absolut keinen Unterschied, dass der Altersunterschied von Dafoe und Van Gogh schon relativ groß ist – das ist auch hier kein Thema. Gerade mit dem Fokus auf die Wahrnehmung und den Charakter Van Goghs hat man sich jedoch von einer klaren Dramaturgie entfernt, die nur lose vorhanden ist und der Film lässt sich mitweilen auch schon mal etwas in seiner Faszination für Van Gogh gehen.

„Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9268
iHaveCNit: (Flashback 2018): A Prayer Before Dawn (2018)
21.04.2019


Ein weiterer Film, den ich aus 2018 noch nachholen wollte ist das Knastdrama „A Prayer Before Dawn“ basierend auf den wahren Ereignissen aus dem Leben von Billy Moore, die er im gleichnamigen Buch schriftlich festgehalten hat. Ein schonungsloser und unglaublich authentischer Film hat mich erwartet.

Billy Moore lebt in Thailand und schlägt sich als Thaiboxer und Kleinkrimineller durch. Als der junge Drogenabhängige beim Handeln erwischt wird, landet er im harten Knast Bangkoks. Dort muss sich der Exot unter den Häftlingen behaupten, doch die Tatsache, dass er kein Thai spricht und Drogenprobleme hat, erschweren den Aufenthalt für ihn. Aber sein Talent als Thaiboxer ist für ihn der einzige Strohhalm, nachdem er im Knast greifen kann. Hier geht es jedoch für ihn um alles, denn seine Mitinsassen wetten auf seinen Sieg.

„A Prayer Before Dawn“ ist kein einfaches Filmerlebnis und schonungslose harte Kost, denn die Art, wie der Film inszeniert worden ist, wird eine enorme Authentizität erreicht, die uns den Alltag im harten Knast Bangkoks „Bangkok Hilton“ so spürbar machen, wie es für einen Zuschauer möglich ist. Die Atmosphäre und Authentizität wird insbesondere dadurch auch verstärkt, dass im Film von den Häftlingen nur in seltenen Momenten kein Thai gesprochen wird und wir damit ähnlich wie Billy Moore quasi orientierungslos sind. Dabei hat der Film auch die Nebenrollen mit echten Thaiboxern und Insassen besetzt, um diesen Grad noch weiter zu verstärken. In der Hauptrolle hat Joe Cole eine unglaublich gute Präsenz und spielt Billy Moore extrem gut. Ich kenne ihn eigentlich nur aus seiner Nebenrolle in „Peaky Blinders“ und freue mich für ihn, dass er hier seine erste Hauptrolle spielt.

„A Prayer Before Dawn“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9269
iHaveCNit: (on Netflix): Headshot (auf Netflix seit 03.06.2017/First Look: 2019)
22.04.2019


Gestern Abend dachte ich mir noch, dass ich ein Asia-Action-Doppelpack durchziehe und da kam mir auf Netflix zu Beginn des Doppelpacks „Headshot“ gerade recht. Der Film von unter anderem Timo Tjahjanto mit Iko Uwais in der Hauptrolle kann auf jeden Fall im Fahrwasser von „The Raid“ und „The Raid 2“ als indonesischer Actionkracher überzeugen.

Ein Mann ohne Gedächtnis wird mit einer Kopfwunde am Strand von einem Fischer gefunden und von der Ärztin Ailin gesund gepflegt. Doch er wird schnell zum Handeln gezwungen als der ausgebrochene Gangsterboss Lee die Ärztin Ailin als Druckmittel entführt.

Der Film selbst kann in einer Reihe von Actionkracher wie „The Raid“ ; „The Raid 2“ und auch „The Night Comes For Us“ genannt werden. Trotz dünner Handlung und etwas mehr ruhigen Momenten zwischen den harten ausgedehnten und toll gefilmten Actionsequenzen hat mir der Film richtig gut gefallen. Vor allem die übersichtlich gefilmte und choreographierte Action, die auf die Fähigkeiten seiner Darsteller vertraut ist ein Fest und auf jeden Fall für jeden Actionfan eine Empfehlung.

„Headshot“ - My First Look – 8/10 Punkte.


iHaveCNit: (Str8 2 HC): Triple Threat (deutscher Verkaufsstart: 28.03.2019/First Look:2019)
22.04.2019

Den zweiten Film vom Asia-Action-Doppelpack macht der von Jesse V. Johnson inszenierte „Triple Threat“, der ein paar große Namen vereint. Darunter Iko Uwais, Tony Jaa, Tiger Chen, Scott Adkins und Michael Jai White. Und dieser Film ist natürlich auch wieder ein astreiner Actioner.

In einem Dorf Indonesiens ist ein Söldnertrupp auf einer Mission um den Anführer Collins zu befreien. Unter Ihnen Payu und Long Fei. Bei dieser Mission wird die Frau von Jaka getötet und auch Payu und Long Fei werden dort zurückgelassen. Einige Zeit später ist dieser Söldnertrupp angeheuert worden, um eine Erbin zu töten, die dem organisierten Verbrechen den Kampf ansagt. Jaka trifft bei seiner Suche nach den Mördern auf Payu und Long Fei und das Trio, das untereinander auch offene Rechnungen zu begleichen hat, muss sich im Kampf gegen den Söldnertrupp zusammenraufen.

Schnörkellose Action, ein paar kleinere Twists und natürlich auch das volle Vertrauen in seine Darsteller kann der Film vorweisen, auch wenn Einiges im Film etwas klassisch rüber kommt und das Ganze etwas dünn wirkt. Aber für den Actionfan ist der Film definitiv etwas und auf jeden Fall eine tolle Unterhaltung für Zwischendurch.

„Triple Threat“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9270
iHaveCNit: Fighting with my Family (2019)
04.05.2019


Saraya Jade-Bevis, besser bekannt als WWE-Wrestlerin Paige hat mit ihren aktuell 27 Jahren bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Sie stammt aus einer Wrestling-Familie, in der jeder aktiv im Ring steht. Auf der Grundlage der gleichnamigen Dokumentation hat Stephen Merchant das Drehbuch geschrieben und den Film inszeniert, der unter anderem auch von Dwayne Johnson und WWE Studios produziert worden ist. Und der Film ist ein sehr vielschichtiges und sympathisches Porträt dieser Familie und vor allem Paige geworden.

Jeder in der Familie Bevis ist Wrestler. Der Vater tritt als Ricky Knight auf, die Mutter als Sweet Saraya Knight, der Bruder als Zac Zodiac und die junge Saraya Jade-Bevis als Britani Knight. Die beiden Geschwister Zac und Saraya haben einen großen Traum – einmal von der WWE entdeckt zu werden und groß rauszukommen. Es kommt auch dann zu einem Tryout, bei dem jedoch nur Saraya, die fortan den Ringnamen „Paige“ trägt, die große Chance erhält, in die Staaten zu reisen und im WWE Performance Center für die „Farmliga“ NXT zu trainieren. Das wird für sie, ihren Bruder und auch ihre Familie eine große Herausforderung.

Der Film ist eine sehr bodenständige und vielschichtige Geschichte geworden. Wir haben es mit einem Familiendrama, einer Aufsteigerstory, einer Coming-of-Age-Geschichte, einem Biopic und auch einem Wrestlingfilm zu tun, bei dem die Mischung aus Drama und Humor super ausbalanciert ist. Die komplette Darstellerriege macht einen tollen Job. Florence Pugh als Paige ist in der Hauptrolle gut besetzt wie auch Nick Frost, Lena Headey, Jack Lowden und Vince Vaughn. Der Regisseur Stephen Merchant wie auch Produzent Dwayne Johnson lassen es sich auch nicht nehmen, kleine Auftritte zu absolvieren. Die Charakter sind sehr toll und vielschichtig geschrieben, so dass es vor allem bei Paige während des Films keine klare Aufteilung gibt, ob sie jetzt gut oder böse ist – im Wrestling-Jargon würde man von einem „Tweener“ sprechen. Der Film geht zu Herzen und ist eine tolle kurzweilige Unterhaltung. An machen Stellen nimmt er sich manchmal ein wenig zu viel kreative Freiheiten heraus und er spart auch einige Stationen von Paige komplett aus, aber damit schafft man einen runden Film, der sich anfühlt wie ein flüssiges, vielseitiges Wrestling-Match, das man sich immer und immer wieder gerne anschaut.

Paige hat in ihren jungen Jahren einen großen und erheblichen Einfluss daran, dass die WWE sich im Bereich des Damen-Wrestling (sieht man mal über ein paar gute Matchserien von unter anderem Trish Stratus, Lita und Mickie James hinweg) stark weiterentwickelt hat. Denn lange Zeit war den Damen kaum Sendezeit zugestanden worden und es waren eher Models ohne großes Wrestlingtalent, die in leicht fragwürdigen Strip-Matches, Pudding-Wrestling, Kissenschlachten und Backstage-Segmenten eingesetzt worden sind. Mit der Ankunft von Paige und diversen anderen talentierten Wrestlerinnen wie Charlotte Flair und Becky Lynch und vielen anderen aus dem Indy-Sektor sind extrem viele Meilensteine erreicht und Barrieren eingerissen worden. Matcharten, die bisher nur den Männern vorbehalten waren, sind nun auch mit Frauen besetzt – Von Iron-Man-Matches, Hell-in-a-Cell, Leitermatches und dem Royal Rumble ist alles mit dabei. Selbst Kampfsportgrößen aus dem MMA-Bereich wie Ronda Rousey lassen es sich nicht nehmen, in die WWE zu kommen. Dieser „Womens Revolution“ hat man es auch zu verdanken, dass es im letzten Jahr die erste Großveranstaltung nur mit Frauenmatches gab und beim ansonsten immer männerdominierten Haupt- und Abschlussmatch von Wrestlemania in diesem Jahr erstmals die Frauen die Show beenden durften. Umso tragischer ist, dass Paige aufgrund von Nackenverletzungen und Suspendierungen nie wirklich aktiv am Erfolg dieser „Womens Revolution“ teilnehmen konnte und bereits in ihren jungen Jahren nicht mehr aktiv als Wrestlerin im Ring stehen darf. Das hält die WWE und Paige aber nicht ab, sie noch als On-Air-Persönlichkeit einzusetzen. Paiges Einfluss und ihre bewegte Karriere wird sie sicherlich irgendwann auch einmal in die Ruhmeshalle der WWE, die Hall of Fame bringen. Für ein kleines junges Mädchen aus Norwich, England das im Alter von 13 Jahren mit dem Wrestling begonnen hat, wäre das die absolute Krönung. Und dieser Film ist in gewisser Art und Weise auch ein Denkmal für Paige geworden.

„Fighting With My Family“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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