StellaPolaris hat geschrieben: 9. Februar 2022 19:53
Star Wars 9 habe ich nicht gesehen, in meinem Bekanntenkreis wurde die genannte Kuss-Szene aber heftigst diskutiert. Und kritisiert wurde der Bohei im Vorfeld wegen dieser Mini-Szene, die schon so angelegt war, dass man sie problemlos rausschmeißen kann bei Bedarf. Ganz konkret Kritik geübt hat an derlei ausgerechnet ein mit mir befreundets gleichgeschlechtliches Paar. Die haben sowas genau wie Du, Casino Hille, als lächerlich bezeichnet.
Ja, genau, das ist so ein Fall, in dem ich sage: Der Kuss ist ja nun nicht mal ansatzweise eine Szene, die Homosexualität zeigt. Da jubeln ein Haufen Leute und zwei Frauen verpassen sich einen Schmatzer. Wenn das jetzt unzweifelhaft homosexuell sein soll, dann bitte schön, aber ich sehe das eher nicht so.

Lächerlich ist dann in der Tat, wie Disney im Vorfeld diesen Moment groß angekündigt hat, um Pluspunkte bei genau denen zu sammeln, für die mit solchen Alibi-Repräsentationen direkt ein Krieg gewonnen scheint. Dann kann man sich beruhigt zu Bette legen, im Wissen, dass man als guter Mensch einen gerechten Feldzug für eine tolle Sache geführt hat – und dieses tolle Gefühl kriegt man gratis, ohne einen Funken Arbeit oder Mühe investiert oder was an der eigenen Lebens- und Denkweise geändert zu haben. Prima oder?
StellaPolaris hat geschrieben: 9. Februar 2022 19:53
Warum immerzu das krampfhaft-lautstarke nach außen kehren von Dingen/Lebenssachverhalten, die eigentlich heutzutage ganz unspektakulär sein sollten? Warum muss ich jeden halbwegs offiziellen Text, den ich im Alltag fabriziere gendern? Warum braucht es Geschlechterquoten um zu beweisen wie modern und gleichberechtigt eine Gesellschaft ist? Um dann trotzdem nicht dahinter zu stehen? Als Alibi?
Letztlich: Ja. Das sind in großen Teilen Stellvertreterkriege, die von vermeintlich intellektuellen Eliten geführt werden, aber selten die Lebenswirklichkeit der Betroffenen treffen. Da wird dann vehement auf Standpunkten verharrt und auf Gegnern der Standpunkte eingeprügelt, weil es in Wahrheit um das Durchsetzen der eigenen Agenda geht und gar nicht um die Sache selbst. Du siehst das in den abstrusen Gender-Diskussionen sehr gut, in denen sich beide Lager nichts schenken und es kaum jemandem ernsthaft um das eigentliche Anliegen dahintergeht, sondern nur darum, seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit und Richtigkeit mit aller Gewalt zu verteidigen – ein gutes Beispiel dafür ist, dass ein Sprechen mit Genderstern oder Doppelpunkt praktischerweise bereits geschlechtergerechte Sprache genannt wird, womit man per Begriff bereits festlegt, dass diese Form der Sprache nicht angreifbar ist, sondern "gerecht", in sich also gut und besser als ihre Alternativen ist. Nicht schön, aber so läuft der Diskurs bei diesen Themen leider. Hauptsache, man kann sich seiner eigenen moralischen Erhabenheit gewiss sein und den Schlaf der Gerechten schlafen.