Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Interessant, in den Büchern ist er aber immer sehr präsent.

Tatsächlich wurde er schon in den 50ern von Andre Bazin entdeckt, der schon 1956 in den Cahiers 7 Men from Now als "den besten Western den er seit dem Krieg gesehen hat" bezeichnet, und ihn in diesem Artikel, wenn ich mich recht erinnere, auch gleich positiv mit High Noon und Shane vergleicht. Andrew Sarris schließt sich 12 Jahre später in The American Cinema an, indem er Boetticher als "one of the most unrecognized talents" bezeichnet, und 1969 hat sich dann Jim Kitses in seinem bemerkenswerten Buch Horizons West - Studies of Auteurship Within the Western neben Mann und Peckinpah auch mit Boetticher beschäftigt. Seitdem wird er in jedem interessanten Buch zum Western entsprechend gewürdigt.
Na ja, er ist jedenfalls schon lange kein unterschätzter Regisseur mehr, auch wenn seine B-Pictures auf den ersten Blick leicht zu unterschätzen sind.

Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen

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Maibaum hat geschrieben: 3. April 2025 21:26 Aber Broken Arrow ist sein wichtigster, dessen Erfolg löste ja eine Flut von indianerfreundlichen Western aus.
Broken Arrow habe ich jetzt auch gesehen, und der ist insgesamt schlichter und altmodischer als der grossartige 3:10, aber dafür thematisch auch sehr interessant. Der verarbeitet seine Indianergeschichte wirklich sehr gut und auch erstaunlich vielschichtig und progressiv, die Beziehung zwischen Stewart und Cochise ist schön herausgearbeitet. Was mir weniger gefallen hat ist dass Jimmy ab der ersten Gelegenheit die Apachengöre anbaggert, die aussieht als könnte sie seine Tochter sein, das war für mich über weite Strecken ein "Muss-das-echt-sein"-Moment, als ob manche Hollywoodfilme einfach nicht ohne Liebesgeschichte klarkommen und es oft der Lead ist, der auf die erstbeste Frauenrolle losgeht, egal ob es passt oder nicht. Vom Ende her betrachtet macht die ganze Sache dann aber natürlich schon etwas mehr Sinn. 7,5 / 10

Dann hatte ich heute noch Spass mit Sons of Katie Elder (Henry Hathaway, 1965). Die Geschichte ist von Anfang an toll erzählt, einfach eine runde Sache, die Drama, Comedy, Substanz und Action mühelos unter einen Cowboyhut bringt. Die Brüderkonstellation ist launig - auch wenn Michael Anderson Jr. eher aussieht wie der Enkel von John Wayne und Earl Holliman vergleichsweise blass bleibt - und Wayne und Martin machen chemie-technisch genau dort weiter, wo sie in Rio Bravo aufgehört haben. Das Breitwandformat bietet einige spektakuläre Bilder und es fällt positiv auf (siehe oben) dass Martha Hyer nicht als Love Interest herhalten muss. Der Schlussakt konnte dann nicht mehr ganz mit den ersten beiden Dritteln mithalten, da hatte ich irgendwie etwas mehr oder zumindest anderes erwartet, ohne es genau beschreiben zu können. Aber es reicht sicher für 8 / 10.
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