Re: Zuletzt gesehener Film

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danielcc hat geschrieben: 19. November 2025 16:14Hat zufällig jemand diese RTL Doku / Reportage von/mit Bully gesehen zum Thema Humor? Ich habe nur ca die erste Hälfte gesehen, und fand das ganz erhellend. Auch haben die sozusagen die Entstehung oder Pre-Production des Kanu des Manitu begleitet
Hab das im August/September bei RTL+ gesehen.
Ganz schön gemacht.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Er ist der klassischste Krimi der Reihe bisher. "Knives Out" fing ja nur als Whodunnit an, und legte dann nach einer halben Stunde einen recht großen Twist hin. "Glass Onion" war mehr politische Satire und Eat-the-Rich-Parabel als echter Krimi. Das ist beim neuen Teil anders, der neue Film könnte wirklich ein alter Poirot-Fall sein, der jetzt zum ersten Mal verfilmt wurde. Bedeutet: Rian Johnson spielt wenig mit der Formel des Genres herum, setzt vor allem auf Atmosphäre und ein Rätsel im Zentrum der Handlung. Craig hat die wenigste Screentime der drei Filme, sein Benoit Blanc ist eigentlich nur eine Nebenfigur, aber das tut der Geschichte gut, die sich viel Zeit nimmt.

Zum Kontext: Ich finde "Knives Out" gut, aber auch arg überbewertet, und "Glass Onion" ziemlich dumm. "Wake Up Dead Man" gefiel mir deutlich besser als sein Vorgänger, vielleicht etwa auf Niveau mit dem Original. Johnsons Kernschwächen bleiben aber bestehen: er kann nicht subtil schreiben, muss einem seine politischen Ansichten immer mit dem Holzhammer ins Gesicht prügeln. Was im ersten Teil seine Abrechnung mit dem Trump-Klientel war, und im zweiten Teil sein Angriff gegen Elon Musk und Co., ist jetzt ein Rundumschlag gegen die Institution Kirche. Wen das in "Knives Out" aber schon nicht gestört hat, dürfte es hier auch nicht stören.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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danielcc hat geschrieben: 27. November 2025 12:35 Könnte auch ein Sherlock Holmes Fall sein (zumindest das was im Trailer gezeigt wird)
Ist es im "Hund von Baskerville" Roman nicht auch so, dass Holmes nur eine Nebenfigur ist, und der Plot weitgehend aus einer anderen Perspektive erzählt wird?

Es war ja schon in den Vorgängern so, dass in "Knives Out" eigentlich Ana de Armas und in "Glass Onion" eigentlich Janelle Monáe jeweils die wahren Hauptfiguren der Erzählung waren. "Wake Up Dead Man" macht das auch so, setzt aber nochmal deutlich einen drauf.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Schreibe später mehr.
Hat mir sehr gut gefallen! Wirklich wie eine Sherlock Holmes Kurzgeschichte die man ausgeweitet hat. Toller Cast.

jetzt ausführlicher

Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery

Mir hatte Knives Out damals hervorragend gefallen, was sich auch in den erneuten Sichtungen bestätigte. Für mich war das gar keine inhaltliche Revolution - ich habe es einfach nur genossen, einen schönen, altmodischen Film zu sehen, bei dem tolle Darsteller und Dialoge im Vordergrund stehen, man als Zuschauer nicht geistig unterfordert wird, und zudem noch den ein oder anderen schönen Twist serviert bekommt.

Die Fortsetzung Glass Onion war dann tonal deutlich anders, allerdings behielt Johnson das Grundkonzept bei: Eine Riege von großartigen Darstellern in einer clever/mysteriösen Handlung die sich auf begrenztem Spielfeld abspielt. Dennoch wirkte die Fortsetzung etwas fad. Das eigentlich Rätsel wurde sofort aufgelöst, der Showdown mit neuer Auflösung zog sich irgendwie hin und wirkte nicht so richtig clever.

Teil 3 ist nun aber wieder und noch mehr als Teil 1 GENAU MEIN DING. Johnson hatte verkündet, er wolle in eine düstere Richtung orientiert an Christie und Edgar Allen Poe. Daran hat er sich gehalten, und auch Anlehnungen an Sherlock Holmes sind überdeutlich. Zudem hat mich die Ausgangsbasis der Story durchaus an die deutschen Pater Brown Verfilmungen mit Rühmann erinnert (Pater wird in eine kleine Gemeinde geschickt, wo es mysteriöses passiert,...)
Sehr gut gefallen hat mir, dass hier ein klassisches Mystery-Rätsel im Vordergrund steht, und dass der Film auch vor Schockelementen und Andeutungen in Richtung einer übernatürlichen Auflösung nicht zurückschreckt. Zusammen mit Branaghs (ebenfalls) drittem Poirot Outing lässt das für ein fast vergessenes Genre hoffen.

Die Darsteller sind durch die Bank hervorragend, und überraschen teilweise auch: Craig bringt dieses Mal gleich 2 Bond-Film Buddies mit, und vor allem Andrew Scott wirkt mal nicht wie seine eigene Parodie. Josh Brolin ist gewohnt brillant, Jeremy Renner ebenfalls ungewöhnlich besetzt, Kerry Washington ist optisch und darstellerisch zum Dahinschmelzen, Josh O'Connor das emotionale Herz des Films, und Glenn Close einfach überragend. Einzig Mila Kunis wirkt etwas verloren bzw. die Rolle wäre vielleicht besser mit einer gänzlich unbekannten Darstellerin besetzt worden.

Dem gegenüber hatte ich so meine Probleme mit Daniel Craig. Das ist natürlich so eine Rolle, die schnell von Kritikern in den Himmel gelobt wird. Für mich war das (dieses Mal?) etwas zu viel Overacting, zu viel trara, zu dick aufgetragen, ein Tick zu sehr bemüht, seinen Blanc kauzig erscheinen zu lassen. Ich habe mehr noch als in Teil 2 das Gefühl, man kann den Charakter gar nicht wirklich fassen, und weil es an klarer Charakterisierung fehlt, überlädt man ihn mit Gimmicks. Klingt schlimmer als es wirklich ist, denn es macht immer noch großen Spaß ihm zuzusehen.

Ungewöhnlich war auch dieses Mal die Erzählstruktur, so bestehen die ersten rund 30 Minuten praktisch nur aus einer Nacherzählung, die uns alle Figuren ausführlich näher bringt, ohne dass Hauptfigur Blanc überhaupt auftaucht.

Ja sicher, Johnson erzählt seine Motive schon mit dem Holzhammer, aber mich stört sowas gar nicht, zumal es ja munter hin und her geht, und man dann doch irgendwie nicht weiß, was er eigentlich aussagen will, oder ob er eine echte Meinung hat. Ich persönlich sehe bei sowas immer die einzelne Figur in einem Film, und nicht eine generalistische Aussage oder gar Abrechnung des Autors.

Kurzum: Teil 1 war vielleicht frischer und in seiner Auflösung raffinierter, aber Teil 3 überzeugt mich voll und ganz durch seine Atmosphäre und seine Darsteller. Eine weitere Fortsetzung darf folgen.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

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danielcc hat geschrieben: 27. November 2025 20:59 Johnson erzählt seine Motive schon mit dem Holzhammer, aber mich stört sowas gar nicht, zumal es ja munter hin und her geht, und man dann doch irgendwie nicht weiß, was er eigentlich aussagen will, oder ob er eine echte Meinung hat. Ich persönlich sehe bei sowas immer die einzelne Figur in einem Film, und nicht eine generalistische Aussage oder gar Abrechnung des Autors
Naja, also wenn "Glass Onion" keine generalistische Abrechnung mit den Superreichen à la Elon Musk ist, dann gibt es gar keine Filme mit generalistischer Message. Das geht kaum noch platter und überdeutlicher, pures Sendungsbewusstsein.

Sicher, Messer raus und Wach Auf Toter Mann sind da im Vergleich subtiler, aber halt verglichen mit Filmen allgemein noch sehr dick aufgetragen. Vielleicht ist der neue Teil sogar noch der erträglichste in der Hinsicht, weil er gleichzeitig Pro-Glauben und Kontra-Kirche argumentieren kann, und durchaus beides nebeneinander existieren lässt: Benoit Blanc hat zugleich eine Art religiöses Erweckungserlebnis (lernt christliche Werte zu berücksichtigen), und lehnt den Glauben insgesamt für sich trotzdem ab. Das ist okay, da fand ich beide Vorgänger nerviger.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Gerade Premieren-Übertragung mit anschließendem Film

Stromberg - Wieder alles wie immer

Ich habe Stromberg geliebt damals. So viel geballte Ladung Büroalltag und vor allem die Fülle an völligst inkorrekten Weisheiten und Sprüchen waren schon damals ein Erlebnis und sind über die 20 Jahre wahrlich Kult geworden.
Den damaligen Kinofilm fand ich beim wiederholten Sehen vor einigen Wochen dann auch noch besser als ich ihn in Erinnerung hatte, auch wenn das Format eigentlich kurz, knapp und räumlich beschränkt besser funktioniert.

Nun also, 10 Jahre später, ein neuer Kinofilm. Noch mehr als beim Kollegen Herbig und seinem Manitu mehr stellt man sich die Frage:
Geht das heute noch? kann das funktionieren?

Noch mehr als dort geht verklemmtes Humorverständnis, MeToo und Wokeness Einfluss auch ganz frontal an - in dem man es nämlich zum Thema des Films selbst macht.

Die Idee, den eh gesetzten Mockumentary Stil noch dadurch zu toppen, dass man das ganze als Stromberg/Capital Reunion inszeniert, und dabei auch die allerletzte vierte Wand dadurch aufbricht, dass Stromberg selbst im Film bei der Bevölkerung genau zu dem Phänomen geworden ist, dass es in der Realität wurde, ist schon irre.

Bemerkenswert wie völlig problemlos alle Hauptdarsteller wieder in ihre Rollen schlüpfen. Egal wie viele Erfolge ja praktisch alle in der Zeit hatten, es macht ihnen erkennbar Spaß zu ihren "Wurzeln" zurückzukehren. Keiner fällt aus dem Rahmen oder der Rolle. Allen voran brilliert C.M. Herbst wieder als Fremdscham-erzeugende Titelfigur. Ebenso bemerkenswert, dass beim Humor und den zotigen Sprüchen keine Abstriche gemacht werden. So mancher Spruch spielt in der Champions League der Stromberg Weisheiten.

Leider fehlt es dem Film an Leichtigkeit. Insgesamt ist das ganze eher emotional, vor allem aber überraschend nachdenklich. Stromberg wird mehr zur tragischen Figur. Im dritten Akt hängt der Film merklich durch, und man hofft als Zuschauer vermehrt nur auf den nächsten Spruch vom Papa, während man eine all zu absurde Handlung eher "erträgt". Zwar versucht der Film dann ganz zum Schluss noch die Kurve zu bekommen, doch da ist der Bogen irgendwie schon überspannt.

Mit den Aussagen am roten Teppich, und der Konstellation aus der letzten Szene, dürfte wohl mit einer weiteren Staffel zu rechnen sein - was mich sehr freuen würde.

P.S.: Joe Kaeser, Lars Klingbeil und Carsten Linnemann muss man auch erstmal in einem Film unterbringen :-)
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