Re: Zuletzt gesehener Film

46
Casino Hille hat geschrieben:Ich sehe das wie Anatol. Hannibal ist ein sensationeller Film, aber Silence of the lambs noch besser (obwohl ich lange Zeit von SotL mehr enttäuscht war, während ich Hannibal sofort sehr stark fand). Dafür ist Roter Drache weniger eindrucksvoll und der schwächste der drei Hopkins-Filme. Auch von dem am wenigsten talentierten Regisseur umgesetzt und insgesamt leider ein wenig zu lang.
Gute Analyse, in allen Punkten. Knapp, treffend. :wink:
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Hannibal Lecter Thread

47
GoldenProjectile hat geschrieben:Dolarhyde ist doch in diesem Film deutlich faszinierender und spannender als Hannibal (im Roman Roter Drache noch mehr).
Und deshalb bekommt der Film ja auch die hohe Wertung. Weil es eine durchaus faszinierende und vor allem hervorragend gespielte Figur gibt, und der Film gegen Ende auch nochmal so richtig spannend wird. Selten habe ich bei einem Finale so mit dem Protagonisten mitgefiebert. Gewöhnen musste ich mich allerdings erst an die Stimmen von Andreas Fröhlich und Oliver Rohrbeck in der Synchro, die ich sonst ja von den drei ??? kenne.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Der Hannibal Lecter Thread

49
Ich finde die Geschichte um Hannibal Lecter auch sehr faszinierend.

Unabhängig davon, wie "Silence of the lambs" als Meisterwerk gefeiert wird, bin ich mehr ein Fan von "Red Dragon".

Egal ob es der extrem stilistisch an die 80er-Jahre angelehnte "Manhunter" ; "Blutmond" oder "Roter Drache" von Michael Mann ist, der jedoch durch Manns Stilistik Abzüge in der C-Note (C steht für Charakterzeichnung) aufweist.
Oder auch der Ratner-Film, der sich ein wenig mehr an der filmischen Umsetzung von "Silence" orientiert und mit Norton, Hopkins, Hoffmann und Fiennes absolute Top-Schauspieler hat, dem aber eine gewisse Eigenständigkeit gut getan hätte.

Das Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Die Charaktisierung von Will Graham und Francis Dolarhyde sind wie die Erzählung der absolute Hammer.

Von den Büchern her würde ich wie folgt ranken:

1. Roter Drache
2. Das Schweigen der Lämmer
3. Hannibal Rising
4. Hannibal

Von den Filmen her bin ich noch etwas unschlüssig, da ich "Dragon" (egal ob Ratner/Mann) am Liebsten mag, "Silence" ein unbestrittenes Meisterwerk ist, und die meiner Meinung nach beste "Clarice Starling" in Form von Julianne Moore in "Hannibal" mitspielt, der dazu noch ein Film von einem meiner Lieblingsregisseure Ridley Scott ist. Aber bei Hannibal Rising bin ich der Meinung, dass mir hier Film gefallen hat, aber ein Gefälle im Vergleich zu den anderen Filmen herrscht.

Da ich gerade dabei bin, die 3. Staffel von Hannibal zu sehen, bin ich mal am Ende gespannt, die Serie endet und dabei Elemente aus allen Romanen und Filmen verknüpft.

Werde danach mal die Serie noch von 1.01 bis 3.13 sehen und dann im Forum meine erste Serienreview folgen lassen.

Aber ich muss sagen, dass in meinen Augen die beste Darstellung von Hannibal Lecter und Will Graham durch Mads Mikkelsen und Hugh Dancy ist.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Hannibal Lecter Thread

50
HCN007 hat geschrieben:"Silence" ein unbestrittenes Meisterwerk ist
Dann bin ich halt einfach mal so gemein und bestreite das insofern, dass ich Fosters Spiel in Silence eher als lasch empfand, Demmes Regie als nur bedingt aufregend und generell der Ansicht bin, dass der Roman wesentlich spannender und fesselnder funktionierte als der filmische Aufguss. In einem Punkt sind wir aber absolut einverstanden: Das Buch "Red Dragon" ist der blanke Wahnsinn.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Der Hannibal Lecter Thread

51
Meine Aussage, dass "Silence" ein Meisterwerk ist, soll eigentlich nur das allgemeine Meinungsbild der Leute wiederspiegeln, die eben nur "Silence" kennen und sich nicht wirklich mit der kompletten Figur und der Romanreihe um Hannibal Lecter auseinandergesetzt haben.

Aber unabhängig davon, wie gut ich das Buch "Red Dragon" finde - beide Filme werden dem Werk nicht wirklich gerecht. Michael Manns Werk weißt einige Längen auf, ist aber stilistisch sehr interessant in den 80ern verknüpft. Brett Ratners Version vertraut sehr auf den Stil von "Silence" und lässt eine gewisse Eigenständigkeit vermissen.

Ich bin vor ca. einer halben Stunde mit der 3. und wahrscheinlich letzten Staffel der Serie fertig geworden und bin noch etwas aufgewühlt, weil ich das ganze noch nicht so recht einordnen kann und die Serie von Anfang bis Ende ein absolutes Meisterstück geworden ist. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die Serie ein würdiges Ende gefunden hat.
Im Verlauf der Serie wird die Vorgeschichte von "Roter Drache" mit Abschnitten von "Hannibal" und einigen Referenzen zu "Hannibal Rising" bis direkt in die Handlung von "Roter Drache" erzählt.

Die Serie ist künstlerisch und psychologisch sehr anspruchsvoll, spannend, extrem derb und twistreich.

Mads Mikkelsen und Hugh Dancy sind wie bereits gesagt die absolute Top-Besetzung für Lecter und Graham.

Für eine genaue, detaillierte, aber spoilerfreie Betrachtung der kompletten Serie schau ich mal, wann ich dafür mal Zeit freischaufeln kann.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Hannibal Lecter Thread

52
HCN007 hat geschrieben:Meine Aussage, dass "Silence" ein Meisterwerk ist, soll eigentlich nur das allgemeine Meinungsbild der Leute wiederspiegeln, die eben nur "Silence" kennen und sich nicht wirklich mit der kompletten Figur und der Romanreihe um Hannibal Lecter auseinandergesetzt haben.
Heißt das, wer sich mal wirklich mit der kompletten Figur und der Romanreihe auseinandergesetzt hat, wird Silence of the lambs nicht für ein Meisterwerk halten?
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Hannibal Lecter Thread

53
Hannibal the Cannibal - eine der ikonischsten Figuren der Filmgeschichte. Meine Bewertungen der bisherigen Filme (inklusive Serie) sind ggf. etwas überraschend.

Blutmond - 7/10
Das Schweigen der Lämmer - 9/10
Hannibal - 2/10
Roter Drache - 7/10
Hannibal (TV-Serie) - 9,5/10
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Der Hannibal Lecter Thread

54
Habe kürzlich nach sehr, sehr langer Zeit wieder das Schweigen der Lämmer geguckt und muss sagen das ich ihn als deutlich stärker in Erinnerung hatte. Die Inszenierung von De Palma war irgendwie.. müde und etwas zäh. Hopkins und Foster spielen ihre Rollen richtig gut und waren in jeder Hinsicht stark. Auch die Geschichte war interessant aber irgendwie hätte man das Ganze auch spannender erzählen können und nicht so dahinplätschernt.

Damals fand ich den Film jedenfalls deutlich stärker was die Erzählweise angeht. Der Film ist immer noch ziemlich gut und spannend, toll gespielt aber mehr als 7,5 Punkte sind nach aktuellem Stand einfach nicht mehr drin, leider.

Re: Der Hannibal Lecter Thread

55
Agent 009 hat geschrieben:Habe kürzlich nach sehr, sehr langer Zeit wieder das Schweigen der Lämmer geguckt und muss sagen das ich ihn als deutlich stärker in Erinnerung hatte. Die Inszenierung von De Palma war irgendwie.. müde und etwas zäh.
De Palma kann da aber nix dafür, wenn dann Jonathan Demme. :wink:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Hannibal Lecter Thread

57
Agent 009 hat geschrieben:Habe kürzlich nach sehr, sehr langer Zeit wieder das Schweigen der Lämmer geguckt und muss sagen das ich ihn als deutlich stärker in Erinnerung hatte.
Heute ist es bei mir ebenfalls zu einer Neusichtung von Silence of the Lambs gekommen und ich kann nur sagen: dieser Film ist und bleibt DAS Meisterwerk des psychologischen Thrillers, des intelligenten Serienkiller-Films. Und das, obwohl er (kriminal-)psychologisch zwar präzise und mit viel Richtigkeit - der Orientierung an Ed Gein und dem noch genaueren Roman von Thomas Harris sei Dank! - seine Geschichte erzählt, aber doch hauptsächlich aufgrund dieser fantastischen Inszenierung und dieser einmaligen Spannung, die wirklich nervenzerfetzend gerät. Ich sehe da neben dem zu Genüge gewürdigten Anthony Hopkins vor allem auch in Jodie Foster, Scott Glenn und dem formidablen Ted Levine (wäre Hopkins nicht, man würde ihn in jeder Kritik zum Film über den Klee loben!) ein fantastisches Ensemble, dass so entfesselt spielt, wie man es sich nur wünschen kann. Aber wie unfassbar stark Demme hier die Zügel in der Hand hält, das ist einmalig. Toll vor allem auch, dass der Film eben viel mehr ist, als nur ein psychologisches Katz- und Mausspiel, sondern zugleich als Werk über das Behaupten einer jungen Frau in einem von Männern dominierten Umfeld zu sehen ist, in vielerlei Hinsicht muss sich Fosters Clarice als Frau nur mit ihrem Intellekt bewaffnet in einer chauvinistischen, maskulinen Welt behaupten (kein Wunder also, dass Metamorphose auch ein Schlüsselbegriff des Films ist), mit Lecter als einzigen, der sie als gleichberechtige Gegenüber akzeptiert. Wie sie durch ihre empathische Annäherung dieses anfangs von Demme bewusst überzeichnete Monster aufwertet, und zu einer fast schon sehr menschlich erscheinenden Figur macht, ist ganz großes erzählerisches Tennis! 10/10. Wenn nicht hier, wo dann?
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Hannibal Lecter Thread

58
Casino Hille hat geschrieben:Ich sehe da neben dem zu Genüge gewürdigten Anthony Hopkins vor allem auch in Jodie Foster, Scott Glenn und dem formidablen Ted Levine (wäre Hopkins nicht, man würde ihn in jeder Kritik zum Film über den Klee loben!) ein fantastisches Ensemble, dass so entfesselt spielt, wie man es sich nur wünschen kann.
Und vor allem der grandiose Anthony Heald als Dr. Frederick Chilton. Einfach köstlich! :D
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Der Hannibal Lecter Thread

59
Habe mir die Lecter-Trilogie (Rising zählt für mich nicht dazu) im Zuge der formidablen Silence of the Lambs-Blu-ray-VÖ von Criterion (btw. SO hat eine angemessene VÖ von Filmen dieses Formats qualitativ auszusehen!) in der letzten Woche einmal mehr zu Gemüte geführt und die Tendenz bleibt bestehen: Silence und Hannibal werden mit jeder Sichtung besser und besser während der Rote Drache immer gewöhnlicher und gewöhnlicher wird. Demmes Inszenierung ist atmosphärisch und eng an den Figuren (z.B. durch die vielen, ungewöhnlich nahen CloseUps) und erzeugt so auf brillant Art und Weise eine durchgängige Bedrohlichkeit. Die Darsteller sind durch die Bank grossartig und Shores Score ist das kongeniale Äquivalent zu Demmes Inszenierung. Oder um es in Kurzform mit den Worten unseres geschätztes Mods der Herzen zu sagen:
Casino Hille hat geschrieben:10/10. Wenn nicht hier, wo dann?
Hannibal begeistert mich kaum weniger, vor allem Scotts Mut seinen gänzlich eigenen Weg zu gehen und so dem Harris-Stoff einen vom großen Vorgängen vollkommen eigenständigen Blickwinkel zu gönnen. Der Kontrast zum quasidokumentarischen Stil von Demme könnte kaum größer sein, Scott schwelgt in edlen Bildern und erzeugt dennoch oder gerade deshalb eine kaum weniger bedrohliche Atmosphäre als sein Regie-Kollege. Auch wenn das finale Drittel die Perfektion (das einzige Wort, welches mir für die Florenz-Sequenz einfällt) nicht mehr ganz halten kann bringt Scott den Film bemerkenswert souverän nachhause, was angesichts des mäandernden und bizarren (unverfilmbaren?) Schlusses des Harris-Romans ebenfalls eine beachtliche Leistung ist. In Punkten sind das 9,5 / 10.

Ratners Roter Drache ist ein guter Film, der aber gerade im direkten Vergleich zu den Vorgängern in seiner Inszenierung sehr gewöhnlich wirkt. Die Entscheidung viele Dinge von Demmes Original aufzugreifen lässt den Film zwar sehr stimmig als Prequel zu Silence wirken, dafür entbehrt er aber auch einer eigenen Handschrift. Wirklich beeindruckt hat mich die Regie eigentlich nur beim Prolog, der den Film visuell sehr einfallsreich ins Rennen schickt (tolle Kamerafahrt von der Bühne ins Publikum, sehr bildliche Inszenierung als Graham Lecter auf die Schliche kommt) und eine ähnlich beklemmende und angsteinflössende Stimmung erzeugen kann wie Silence und Hannibal. Alles andere ist regelrecht „by-the-numbers“ und so leider „nur“ konventionelles Kinohandwerk ohne echte Inspiration. Wobei das schlechter klingt, als es ist, denn Ratners Regie ist zweckdienlich und hält Film, Handlung und Figuren jederzeit auf Kurs – das altbekannte Klagen auf vergleichsweise hohem Niveau. Wirklich beeindruckend ist dagegen die Besetzung und die Darstellerleistungen, von denen vor allem Fiennes Spiel als gequälte Seele herausragt (entsprechend ist seine Szene mit P.S.Hoffman einer der Höhepunkte des Films), wodurch der Film wirklich auf ein deutlich höheres Niveau gehoben wird. In Summe sind das dann 7,5 / 10.

Casino Hille hat geschrieben:in vielerlei Hinsicht muss sich Fosters Clarice als Frau nur mit ihrem Intellekt bewaffnet in einer chauvinistischen, maskulinen Welt behaupten (kein Wunder also, dass Metamorphose auch ein Schlüsselbegriff des Films ist), mit Lecter als einzigen, der sie als gleichberechtige Gegenüber akzeptiert.
Aber macht Lecter das denn wirklich? Spielt er nicht letztlich doch nur mit der ihm in jeder Hinsicht unterlegenen Starling? Er geht ja mehrfach auf ihren gewöhnlichen sozialen Hintergrund ein und nutzt dies gleichermaßen, um sie zu demütigen wie auch sich damit bewusst über ihr zu positionieren. Auch lässt er nie einen Zweifel aufkommen, wer intellektuell Meister und wer Schüler(in) ist. Keine Frage, Lecter findet Gefallen an Clarice, gerade auch an ihrem Intellekt, ob er sie aber wirklich als gleichberechtigt ansieht, da habe ich dann doch meine Zweifel. Vielleicht am ehesten als „so gut wie möglich gleichberechtigt“, da in der Weltanschauung von jemandem wie Hannibal wohl am Ende doch nur Platz für ein echtes Genie ist.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Hannibal Lecter Thread

60
AnatolGogol hat geschrieben:Silence und Hannibal werden mit jeder Sichtung besser und besser während der Rote Drache immer gewöhnlicher und gewöhnlicher wird.
Ergibt vollkommen Sinn. Silence ist ein Meisterwerk und eigentlich DER Film überhaupt in seinem Genre. Das ist einer dieser Fälle, bei denen einfach alles stimmt, bei dem nichts noch besser sein könnte. Ein magischer Film, der zu Unrecht meist nur mit der superben Leistung von Sir Anthony Hopkins assoziiert wird, weil er doch so viel mehr zu bieten hat - nicht nur darstellerisch, obwohl auch in diesem Fall alle einen unglaublichen Job machen. Hannibal halte ich ebenfalls für großes Kino und für ein Highlight in der Karriere von Ridley Scott und Hans Zimmer. Die erste Stunde ist einfach sagenhaft großartig, der Schluss extrem, provokant und eine klare Verbesserung zum grotesken Ende des Romans (obwohl auch das Finale des Buches seinen Reiz hat). Wie dir gefällt es mir gerade, dass Scott nicht nur das bedient, was das Publikum nach Silence of the Lambs vermeintlich sehen will/wollte, sondern komplett seine Version des Stoffes umsetzt und sich ganz einen persönlichen Zugang zur literarischen Vorlage erarbeitet (Eine vergleichbare Wohltat gelang ihm später bei der Adaption von "Body of Lies" mit Leonardo DiCaprio und Russell Crowe, bei welchem er ebenfalls einen eigenen Zugang zum eigenwilligen Roman findet, obgleich Hannibal der noch stärkere Film ist). Red Dragon ist dann vor allem stark gespieltes Thrillerkino, aber eben auch voll von Konventionen. Ein toller Stoff mit tollen Schauspielern von einem mittelmäßigen Regisseur. Sicherlich sehenswert, aber hinkt den anderen beiden Trilogie-Beiträgen in nahezu allen Bereichen hinterher.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.