Re: Jahresrückblick 2022

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Ha, ha, ha. Sehr schön. Bei mir kannst du mir garstigen Verrissen immer punkten, das ist sehr unterhaltsam. Natürlich sind die 1 Punkte Bewertungen viel zu hart, andererseits, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit ... Ihr wisst schon. ;)

Ich sage nur Birds of Prey, Red Tails, Der Dunkle Turm, Der gute Hirte, The Irishman, Jurassic World II, U-571, The Monuments Men .... :D
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Jahresrückblick 2022

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Für diejenigen von euch, die meinen Rückblick gelesen haben und vielleicht ein wenig alarmiert sein sollten vom "Kürzer treten" - so schlimm ist es nicht und natürlich kann ich auch 2023 sicherlich dreistellige Kinobesuchszahlen nicht vermeiden.

Ich brauche einen Teil der Zeit - und in gewisser Art und Weise auch einen Teil des Geldes, das ich für Kinobesuche investiere, damit ich ein paar private anderweitige Projekte umsetzen kann in diesem Jahr - die mit gesundheits- und erholungsorientierter "Quality Time" zu tun haben, auch wenn ich das Kino selbst als "Pause von zu Hause" und "Safe Space" vor den vielen Einflüssen des Alltags mit dem reinen Fokus auf den Film betrachte, so hat zuletzt mein Schlafrhythmus darunter etwas gelitten, den ich in 2023 auch im Fokus behalten möchte.

(Und wer jetzt etwas von Geld und Investitionen gelesen hat und mit anderweitigen Vorsorgekonzepten um die Ecke kommt - nein, ich will nichts davon "kaufen")

In dem Sinne - gute Nacht - ich geh jetzt schlafen und mit gutem Beispiel voran !
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Jahresrückblick 2022

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HCN007 hat geschrieben: 5. Januar 2023 00:42 Für diejenigen von euch, die meinen Rückblick gelesen haben...
Ich habe es wirklich versucht. Ganz ehrlich. Schon weil ich sehr viele Anregungen aus euren Reviews ziehe. Aber deine Tapeten sind für mich echt unlesbar - sorry. :wink:
Zuletzt geändert von ollistone am 5. Januar 2023 17:58, insgesamt 2-mal geändert.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Jahresrückblick 2022

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Ja, ich habe nicht den geringsten Anspruch, dass JEDER im Forum meinen Jahresrückblick überfliegen geschweige denn ins kleinste Detail lesen muss.

Genauso halte ich es auch mit den Recaps (bzw. Reviews), die ich in die ofdb.de und hier ins Forum stelle, weil ja nicht unbedingt jeder auch alles gesehen haben muss, was ich gesehen habe und ich das auch von keinem erwarten kann/muss. Umso erstaunter bin ich, dass es mittlerweile knapp 500.000 Klicks auf meine Einträge in der ofdb gibt und damit es durchaus Interessierte gibt, die sich meinen "Scheiß" durchlesen.

Es gibt nur einen kleinen, durchaus hier auch aktiven Teil im Forum, den ich persönlich bereits kennengelernt habe, bei denen es mich freut, wenn sie meinen Rückblick überfliegen, geschweige denn auch im Detail lesen. Von daher sehe ich den Kommentar sehr gelassen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Jahresrückblick 2022

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HCN007 hat geschrieben: 2. Januar 2023 22:58 iHaveCNit: Mulholland Drive (Best of Cinema) (2001) – David Lynch – Studiocanal
„Mulholland Drive“ – My First Look – 10/10 Punkte.

iHaveCNit: A Clockwork Orange (1971) – Stanley Kubrick – Warner
„A Clockwork Orange“ – My Second Look – 10/10 Punkte.

iHaveCNit: Der Pate (50th Anniversary) (1972) – Francis Ford Coppola – Paramount
„Der Pate“ – My First Look – 10/10 Punkte.
Ich kann zumindest hier nur voll und ganz zustimmen (und Mulholland Drive bald mal endlich selber auf Leinwand bestaunen)
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Don't look back In anger

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"Der Pate" ist zusammen mit "Es war einmal in Amerika" und "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" in meiner ewigen Top 3.
Zuletzt geändert von Samedi am 5. Januar 2023 15:14, insgesamt 1-mal geändert.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Jahresrückblick 2022

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HCN007 hat geschrieben: 5. Januar 2023 14:43 Ja, ich habe nicht den geringsten Anspruch, dass JEDER im Forum meinen Jahresrückblick überfliegen geschweige denn ins kleinste Detail lesen muss.

Genauso halte ich es auch mit den Recaps (bzw. Reviews), die ich in die ofdb.de und hier ins Forum stelle, weil ja nicht unbedingt jeder auch alles gesehen haben muss, was ich gesehen habe und ich das auch von keinem erwarten kann/muss. Umso erstaunter bin ich, dass es mittlerweile knapp 500.000 Klicks auf meine Einträge in der ofdb gibt und damit es durchaus Interessierte gibt, die sich meinen "Scheiß" durchlesen.

Es gibt nur einen kleinen, durchaus hier auch aktiven Teil im Forum, den ich persönlich bereits kennengelernt habe, bei denen es mich freut, wenn sie meinen Rückblick überfliegen, geschweige denn auch im Detail lesen. Von daher sehe ich den Kommentar sehr gelassen.
Ich denke mal, Ollis Kritik bezog sich nicht auf den Inhalt, sondern auf die Länge des Beitrages. Und da muss ich ihm zustimmen, zumindest auf dem Handy wird das sehr schnell unübersichtlich. Vielleicht wäre es besser, mehrere Einträge daraus zu machen, nur als Anregung. Wie Du weißt, lese ich Deine Rezensionen sehr gerne. :-)
#Marburg2025

Früher war mehr Atombombe

Re: Jahresrückblick 2022

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Ich mach mal weiter hier, habe festgestellt, dass mich ein wenig vor mich hin zu tippen vielleicht sogar besser von der ganzen momentanen Scheiße ablenkt, als einfach nur an die Decke zu starren und mich im Selbstmitleid zu suhlen. Nochmal zur Erinnerung: Auf einen vollständigen Jahresrückblick habe ich keine Lust. Bisher habe ich einfach mal auf die Filme draufgehauen, die mir in besonderer Form auf den Sack gegangen sind. Jetzt mache ich mit dem "unteren Mittelfeld" weiter, also willkürlich ausgewählten Filmen, die nur etwas schlecht oder fast ganz gut waren, und weil das meistens eine langweilige Sparte ist, habe ich jetzt wirklich nur ganz exemplarisch ein paar ausgewählt.

Lamb
– Als Arthouse-Hit beworben, ist "Lamb" mehr so die Art Film, bei der man sich zurecht fragen kann: Was soll'n das eigentlich? Das ist alles so banal in seiner offensichtlichen Mehrdeutigkeit, so erzwungen in seinem "Seht mich an, ich bin Kunst"-Habitus, ich kann jeden verstehen, der das Ding genervt nach 20 Minuten in den Giftschrank verbannt. Gleichzeitig haben oft diese Filme aufgrund ihrer unentschlossenen Großkotzigkeit auch eine angenehme Aura der Unvorhersehbarkeit, und bleiben dank schräger, eigentümlicher Momente im Gedächtnis. Ergibt Sinn? Wer weiß! 4 / 10

Licorice Pizza
– Lakritz schmeckt scheiße, auch auf Pizza. Der Film, die süß gemeinte Romanze von Paul Thomas Anderson ist ein zweischneidiges Schwert. Objektiv betrachtet sicher ganz gut geschrieben, wurde mir hier zum x-ten Mal die verlogene Geschichte davon erzählt, dass du als Junge das Mädchen deiner Träume nur lang genug nerven und ihr "Nein" so oft wie möglich ignorieren musst, bis sie sich schließlich doch für dich entscheidet. Als Americana-Stimmungsporträt sicher ganz nett, aber so vorsichtig, keusch und harmlos, dass es für mich zu artifiziell geriet. 4 / 10

Belfast
– Oscaranwärter abwatschen macht Spaß, Teil 2. Kenneth Branagh hat ja schon den Tod auf dem Nil vergurkt, und sein "Roma"-Remake in einer anderen Stadt ist irgendwo stimmungsvoll, aber irgendwo auch so nah am offensichtlichen Vorbild abgeguckt, dass man bei der Regie-Nennung eher Karl-Theodor zu Guttenberg erwarten würde. Für sowas gewinnt man also einen Drehbuch-Oscar? Interessant. Warten wir also nur noch ab, bis wir in Schwarz-Weiß den Til-Schweiger-Film "Freiburg" zu sehen bekommen, ich kann es kaum noch erwarten, bestimmt wird das toll. 4 / 10

Nightmare Alley
– Was spricht gegen ein Remake eines 40er Jahre Film noirs? An sich nix, aber merkwürdig mutet es schon an, wenn Pulp- und B-Film-Liebhaber Guillermo del Toro einen Film aus der Blütezeit seiner Passionen neu aufgelegt als edles Kunstdrama verkaufen will. Bradley Cooper jagt dem amerkanischen (Alb-)Traum nach, dessen emotionaler Punch schon im 1947er Original antiquitiert wirkte. Der Film Noir als solcher kann heute nur noch Referenz sein, wird er jedoch zum Sujet, verliert er an Bedeutung. Ein hervorragend gefilmtes, merkwürdig hohles Seherlebnis. 4 / 10

Drive My Car
– Ist streng genommen 2021 gestartet, habe ihn aber erst im frühen Januar 2022 gesehen. Nett, elegisch, langsam, verkopft: Der prototypische japanische Film seiner Zeit. "Schuld und Sühne" in quälender Länge kennen wir aus dem Land der aufgehenden Sonne, theatralische und in ihrem intellektuellen Gehalt mäandernde Kunstfilm-Epen sowieso. Das deterministische Menschenbild wird auch hier wieder gekonnt vermittelt und der zerfahrenen, langatmigen Erzählweise steht ein erfrischend melancholischer Humanismus gegenüber. Kann man gucken. 5 / 10

The Menu
– Ein Überraschungshit, der trotz aller Vorschusslorbeeren nur ein sehr mittelmäßiger Film ist, dessen durchaus vorhandene Qualitäten (tolle Kameraführung, schöne Schauspielleistungen) ihm halt überhaupt nicht weiterhelfen, weil seine Geschichte hinten und vorne mal so wirklich gar keinen Sinn ergibt. Das ist, vom Ende her gedacht, einfach nur ganz großer Quatsch und so quatschig, dass es den Gesamteindruck mehr verdirbt als nötig. Man stelle sich ein schönes, wenn auch zu gewöhnliches Gourmet-Essen vor, und zum Nachtisch gibt es Lakritzpizza (ich kann es nicht lassen, es ist einfach widerlich). 5 / 10

Der beste Film aller Zeiten
– Sind wir wieder in den 90ern oder wo kommen seit einiger Zeit die ganzen Meta-Produktionen her? "Der beste Film aller Zeiten" handelt vom Filmemachen und ist die x-tausendste zahme Satire, in der Filmstars Filmstars spielen und man sich clever und hintergründig gibt, obwohl man oberflächlich nur unter dem Schutzmantel von Selbstironie den eigenen Wanst pinselt. Penélope Cruz und Antonio Banderas spielen gut, zwei Stunden Laufzeit sind trotzdem etwas viel. Ja, ist alles ein bisschen oberflächlich, aber gleichzeitig irgendwie auch ganz nett. 5 / 10

Smile - Siehst du es auch?
– Es gibt diese Snapchat- und Instagram-Filter, mit denen man sein Gesicht lustig verändern oder verzerren kann. Ungefähr so sieht das aus, wenn in "Smile" eine(r) grinst, was hier stets bedeutet, dass es gleich gemischtes Hack gibt (nicht den Podcast, sondern tote Menschen). Der Horror-Hit 2022 ist eher der Hit unfreiwilliger Komik, als pulpiges "It Follows"-Quasi-Remake macht der Kram dann aber zeitweise doch ganz gut Laune. Und das Sound-Design ist wirklich deftig und kriecht einem unter die Haut, da können die Social-Media-Filter dann nicht mehr mithalten. 5 / 10

Three Thousand Years of Longing
– "Three Thousand Years of Longing" ist nicht, wie es vom Titel her sein könnte, das neue Konzeptalbum von Imagine Dragons, sondern ein exzentrisches Filmmärchen von "Mad Max"-Genie George Miller. Das Teil ist voller Probleme: Die Chemie zwischen Tilda Swinton und Idris Elba ist nicht auffindbar, die vielen Orient-Klischees sind hart an der Schmerzgrenze, der Score vom XL Junkie lärmt und nervt. Aber gleichzeitig ist das ganze so durchgeknallt inszeniert, so verrückt strukturiert, so merkwürdig einvernehmend. Ich bin gespalten, bewerte also auch so. 5 / 10

Black Panther - Wakanda Forever
– Da mag man mal einen Marvel-Film und schon muss die Fortsetzung wieder Quatsch machen. Wenn nicht gerade ganz gute Action für Tobuwabohu sorgt, ist das ein hilflos-stümperhaft konstruiertes Skript, das drei Plots auf einmal erzählt und unangenehm doll Profit und Kapital daraus schlägt, dass der Hauptdarsteller des Vorgängers inzwischen verstorben ist. Man muss diese Form des Kinos eben als Cartoon für Erwachsene begreifen, und dann ergibt auf einmal vieles einen Sinn. Insbesondere, warum das hier alles nur selten einen Sinn ergibt. 5 / 10 (zu hoch? Nö, lest nochmal, ich hab doch "ganz gute Action" erwähnt und so)

Bones and All
– Leider ist "Bones and All" kein "Star Trek"-Spinoff, sondern eine Kannibalen-Romanze von Luca Guadagnino. Am Anfang ist das schräge Stück Kunstfilm ein bisschen David Lynch, die meiste Zeit hat es sehr viel von "Badlands" von Terrence Malick, manchmal blitzt etwas Lars von Trier auf, aber leider bleibt es meistens bei kaum Plot oder nennenswerter Substanz. Ein "Mood"-Film, könnte man es nennen, destillierte Stimmung. Das wird vielen nicht reichen und auch mir war es oft zu wenig, so ganz konnten mich einige der Bilder aber dann doch nicht unberührt lassen. 5 / 10

Glass Onion: A Knives Out Mystery
– Der dümmste Plot des Jahres! Es reicht, schon einmal in einem Buchhandelgeschäft an einem Agatha-Christie-Regal vorbeigelaufen zu sein, um zu erkennen, wie dämlich das Mord-Mysterium ist, das Rian Johnson hier konstruiert hat. Darüber darf man sich ärgern. Gleichzeitig ist das Teil aber auch echt witzig, mal freiwillig, mal weniger, aber immer lädt eine Szene, eine Geste, ein Blick, ein Satz oder sonstiges zum loslachen ein. Mein Highlight: Daniel Craig sitzt im Covid-Lockdown in der Badewanne und zockt "Among Us". Endlich ist James Bond einer von uns geworden. 5 / 10

She Said
– Seit der #MeToo-Kram losging war klar: Hollywood wird das ganze verfilmen, mehr Oscar-Kurs geht schließlich nicht. Am Thema mangelt es nicht bei "She Said", eher an der Umsetzung, denn statt emotionaler Grundierung à la "Spotlight" oder unheilvoller Atmosphäre à la "Die Unbestechlichen" ist dieses Journalismusdrama abgefilmter Redaktionsalltag. Nicht unspannend, insbesondere für alle, die vor wenigen Jahren den realen Ablauf verfolgt haben, aber anders als die #MeToo-Debatte selbst ist der Film locker schon nächstes Jahr wieder vergessen. 5 / 10

Black Adam
– Das filmische Äquivalent zum Monstertruck-Schaufahren! Gegen "Black Adam" hat "Mad Max: Fury Road" kaum Action, denn hier explodiert wirklich alle paar Minuten mindestens ein Häuserblock. Ist das noch ein Film? Wohl eher nicht, aber es hat auch etwas Amüsantes, wenn Pierce Brosnan als Zauberer mit Klodeckel-Helm auf Krampf nach menschlicher Regung in dem Unfug sucht oder Dwayne Johnson erst zu "Paint It, Black" tausende Leute brutzelt, ehe er das Triell aus "Zwei glorreiche Halunken" in der LED-Leuchtvariation nachstellt. Klingt gaga, ist es auch. 5 / 10

Der denkwürdige Fall des Mr. Poe
– Tatort: Düsterwald! Was für eine Klischee-Parade hat denn der sonst so gute Scott Cooper da aufgefahren? Um uns Edgar Allen Poe (gespielt von "Harry Potter"-Star Harry Melling) als jungen Polizeigehilfen von Christian Bales grüblerischem Ermittler zu präsentieren, packt er jedes Schauermär-Klischee an, und inszeniert das alles so, als sei er der erste, der entdeckt hat, dass Wälder im Nebel etwas Geheimnisvolles haben. Naja, die Geschichte ist immerhin durchaus spannend und das Hauptdarsteller-Duo funktioniert ordentlich zusammen. 5 / 10

Fortsetzung folgt …
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Re: Jahresrückblick 2022

39
Casino Hille hat geschrieben: 9. Januar 2023 17:37 Ich mach mal weiter hier, habe festgestellt, dass mich ein wenig vor mich hin zu tippen vielleicht sogar besser von der ganzen momentanen Scheiße ablenkt, als einfach nur an die Decke zu starren und mich im Selbstmitleid zu suhlen.
Gute Besserung!
#London2025

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Re: Jahresrückblick 2022

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Guckt der Hille eigentlich auch Filme, die er nicht scheiße findet? – Das mögen sich einige in den ersten zwei Runden dieses lächerlich ausführlichen Jahresrückblicks gefragt haben (und mit "einige" meine ich die 2 von euch, die noch tatsächlich richtig mitlesen). Aber klar, mir haben auch Filme gefallen und es waren sogar noch ein paar mehr als die, die hier jetzt exemplarisch aufgeführt werden. Als Zwischenbilanz kann ich jedenfalls sagen, dass es dieses Jahr wirklich nur sehr wenige Filme jenseits die 7,5/10 Punkte geschafft haben und ich für Teil 4, mein Abschlusskapitel, nicht mal mehr kürzen, sondern nur die paar Filme aufzählen muss, die 2022 wirklich richtig gut waren. Nun aber erst noch das obere Mittelfeld:

Was geschah mit Bus 670?
– Ein hübsches mexikanisches Drama, teils aufrührend, teils emotional hintergründig. Es geht grob gesagt um das Niemandsland zwischen Mexiko und den USA, in dem man schnell für immer zu den Vermissten zählen kann, in dem Gesetze und Regeln niemanden mehr kümmern. Eine Entdeckung ist das eindringliche Spiel der Hauptdarstellerin Mercedes Hernández, für sie lohnt sich die ungewöhnliche Busfahrt. Etwas anstrengend sind die vielen visuellen Metaphern (u.a. nach Luft schnappende Fische), da wird es sicherlich für manch einen doch zu artsy-fartsy. 6 / 10

The 355
– Hey, die haben den Serien-Pitch von Mia Wallace aus "Pulp Fiction" verfilmt! Der feministische Action-Thriller "The 355" bekam weltweit auf den Deckel und wurde ein finanzielles Desaster, aber was soll ich sagen, ich fand es ganz unterhaltsam. Nette Action, sympathische Darstellerinnen, 1-2 hübsche Überraschungen … manchmal muss es gar nicht mehr sein. Ein routinierter (etwas zu später) Bourne-Nachklapp, der, ungewöhnlich für diese Art Film, im letzten Drittel noch einmal qualitativ deutlich ansteigt und rasant endet. Leicht überdurchschnittliche Kost also. 6 / 10

Downton Abbey II - Eine neue Ära
– Ach, geliebtes Downton Abbey, die Zweiteilung im zweiten Kinofilm hat dir nicht unbedingt gut getan. So amüsant und spaßig der Filmdreh auf Downton selbst auch geraten ist und für viele Lacher sorgt, so lahm und zäh gestaltet sich der Parallelplot, in dem die Crawleys einen Ausflug nach Frankreich unternehmen. Da ist dann zu viel sonnendurchfluteter Kitsch im Mittelpunkt und ich wollte den Film dafür erst hart abstrafen, bis er mich dann auf den letzten Metern nochmal emotional richtig bewegen konnte. Hoffentlich kommt jetzt noch ein (besserer) dritter Teil. 6 / 10

Ambulance
– Michael Bay bewegt sich mit diesem Remake eines dänischen Thrillers dauerhaft im Spannungsfeld zwischen "Gott, ist das dämlich!" und "Gott, ist das geil!". Als Stummfilm würde sein Action-Massaker dank grundsätzlich dummer Dialoge wohl besser funktionieren, aber wenn diese irren Drohnen-Kamerafahrten loslegen, kitzelt es schon irgendwie. Zudem jagt der Mann einfach noch echte Sachen in die Luft, und in heutigen CGI-Zeiten ist man für jeden dankbar, der da draußen noch mit richtigem TNT zündelt – hier bitte Witz über die Silvester-Eskalationen 2022 einfügen. 6 / 10

The Card Counter
– Der vielversprochene Geheimtipp ist "The Card Counter" vielleicht nicht, aber "Taxi Driver"-Autor Paul Schrader ist schon ein stimmiges Drama um einen Falschspieler gelungen. Ein konventionelles Genre-Stück hat er nicht gedreht, eher eine nachdenkliche Reflexion um Vergebung, Traumata und Schuld. Einen Aha-Moment verpasst er und – entschuldigt den Kalauer – besonders im letzten Akt hätte sein Drehbuch mehr "All in" gehen dürfen, aber manchmal ist die Devise "Bet small, win small" auf lange Sicht wohl die erfolgsversprechendere Wahl. 6 / 10

The Woman King
– Klassisches Schlachtenkino à la "Braveheart" gibt es kaum noch. "The Woman King" holt es zurück, floppt an den Kinokassen und hat es somit wohl direkt wieder beerdigt. Sei es drum: Viola Davis ist prima wie immer und es gibt hier schöne Bilder, authentisch-wuchtige Gefühlsduselei und gerummst wird auch genügend. Auch wenn "The Woman King" nicht weltbewegend ist, so ist es doch wirklich schade, dass für solche Stoffe kaum noch einer ins Kino geht. Da müssen wir uns dann nicht über die immer gleichen (langweiligen) Superheldenfilme wundern. 6 / 10

Halloween Ends
– Nach der ultrablutigen Schlachteplatte "Halloween Kills" ist das Ende der Sequel-Trilogie um Michael Myers ein "back to the roots", nicht unbedingt direkt zurück zum ersten "Halloween", aber zu Filmen seines Schöpfers John Carpenter. Angenehm zurückhaltender Horror also, der sich lieber auf wenige effektive Momente als auf Dauerschock-Einheiten beschränkt und Figuren auch mal fünf Minuten atmen lässt, bevor ihnen die Luftröhre durchgeritzt wird. Fürs moderne Publikum ist das wohl schon zu subtil, die Fans beklagten sich und wollten lieber Blut sehen. 6 / 10

November
– Seltsamer Film: Die Aufarbeitung des Terroranschlags von 2015 in Paris ist eigentlich reine Schreibtischrecherche und müsste ruhig und konzentriert erzählt werden. Oder aber man schneidet rasant und wedelt schnell mit der Kamera herum, so als inszeniere man gerade einen "Jason Bourne"-Actioner und keine Herren an Schreibtischen mit dem Handy in der Hand. War diese seltsame Melange aus Hochgeschwindigkeit und Wachkoma jetzt nervig oder auf ihre Weise anregend und interessant? Schwer zu sagen, aber im Kopf ist es geblieben. 6 / 10

Zeiten des Umbruchs
– Ganz ruhig erzählt "Zeiten des Umbruchs" vom manchmal unfairen Alltag, spielt im New York City der 1980er und hat trotzdem keinerlei nostalgische Anflüge. James Gray beweist sich als sehr konzentrierter Regisseur, der mit seiner Kamera direkt in die Seele der Menschen blicken lässt. Obwohl Anne Hathaway und Anthony Hopkins wunderbar spielen, sind sie eigentlich fast zu große Namen für diesen Film, dem authentischere unbekannte Gesichter wohl besser gestanden hätten. Ein angenehmer, nachdenklicher Film. Es braucht nicht immer den großen Wurf. 6 / 10

Violent Night
– Nach "John Wick", "Atomic Blonde" und "Nobody" ist "Violent Night" der nächste Film identischer Machart, der nur etwas komödiantischer als sonst das Menschen-Geschnetzelte herleitet: Der Weihnachtsmann selbst gibt hier den Rambo-Proll, der eine Gruppe an Bösewichten zusammenfaltet. Grenzdebiler Spaß? Gar nicht mal nur, denn abseits der wirklich herrlichen Action nervt ein etwas sentimentaler Feiertagsplot. Aber wer will bei so einem Quatsch schon der Grinch sein? Und jetzt alle: "In der Weihnachtsbäckerei gibt es manche Klopperei" … 6 / 10

Spencer
– "Jackie" war richtig gut. Nach der Präsidentenwitwe ist jetzt Lady Di dran, um von Pablo Larraín filmisch seziert zu werden. Das gestaltet sich durchaus manchmal etwas dröge, ein wenig Arthouse-Mief ist hier sicher dabei. Aber Kristen Stewart ist einfach umwerfend in der Rolle. Sie taucht so wunderbar tief in diesen medial bereits ausführlichst zerlegten fast-royalen Menschen ein, sie kehrt jeden inneren Monolog allein über einen Lippenbiss nach außen. Ganz großartig, und es hätte dafür den Hauptdarstellerinnen-Oscar geben müssen, daran besteht kein Zweifel. 6 / 10

The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt
– Channing Tatum und Sandra Bullock? Eigentlich eine Kombi des Todes für mich! Aber diese Abenteuerfilm-Persiflage war amüsant und es wurde im Kinosaal auffallend oft gelacht und das nicht nur bei Brad Pitts selbstironischem Auftritt als Über-Macho. Die hampeln da sicherlich alle vor Greenscreens rum, die Witze sind sicher alle ganz schön flach, aber die letzten Jahre vermisst man Filme, die einfach genau wissen, was sie sein wollen und für was sie gemacht wurden. "The Lost City" ist ein Grillabend-Film, mit Würstchen und Bier wird er gleich eine ganze Schippe besser. 6 / 10

Thor: Love and Thunder
– Der Marvel-Hater mag mal was von Marvel! "Thor: Love and Thunder" ist echt nicht schlecht. Taika Waititi hat sich vom Avengers-Konzern die teuerste Sketch-Show aller Zeiten bezahlen lassen und würde nur noch höher bepunktet werden, wenn er konsequent auf einen Plot gleich ganz verzichtet hätte. Großer Nonsense, aber skurril und lustig. Russell Crowe als latent-schwule Tuntenversion von Zeus ist eine Schau, Natalie Portman sieht in nordischer Rüstung umwerfend aus und Christian Bale hat richtig Spaß, mit seiner emotional fundierten Schurkenrolle gefühlt im falschen Film zu spielen. 7 / 10

Die Wannseekonferenz
– Vom ZDF sehr gelungene Adaption der Wannseekonferenz, die durch ihre betont zivilisierte Verabredung zum Massenmord wirklich unter die Haut geht. Mit der einen Hand unterzeichnet man den Tod von Millionen, mit der anderen futtert man ein Schnittchen. Ein Anti-"Die 12 Geschworenen" also. Manchmal spielen die Darsteller etwas zu überzeichnet und das Drehbuch versucht etwas zu doll, auch humanistische Bedenken zu zeigen, um das Geschehen zumindest etwas goutierbarer zu machen. Aber trotz dieser Probleme ist das ein sehr spannender Film, mit guter Inszenierung. 7 / 10

Schweigend steht der Wald
– Ein ungewöhnlich kluger deutscher Krimi, der von verdrängten Erinnerungen und Lücken unserer Erinnerungskultur handelt und dafür ein Setting wählt, das die deutsche Filmkunst scheut wie der Christ den Pädophilienbeauftragten: den deutschen Wald, die Geburtsstätte unserer bedeutendsten kulturellen Mythen. Dass die Hauptfigur dann Grimm heißt und u.a. "Hänsel und Gretel" später zur Pogromgeschichte umdeutet, "unsere" deutschen Märchen pervertiert interpretiert, ist eine wunderbar ungezwungene Ergänzung zu einem hintersinnigen, spannenden Anti-"Tatort". 7 / 10

The Batman
– Wie oft wollen sie die Gothic-Flatter wohl noch verfilmen? Nun, die "Se7en"-Version vom geflügelten Ritter ist Blockbuster-Noir (sofern das möglich ist), hat einen schier unglaublichen Soundtrack und sensationelle Darsteller in allen wichtigen Nebenrollen an Bord, nur beim Schurken und beim Helden selbst schwächelt es etwas und der gezwungene Hang zur enormen Überlänge bleibt dramaturgisch nicht immer ausreichend legitimiert. Trotzdem: Matt Reeves zeigt mit "The Batman", dass Superheldenkino experimentell und aufregend sein kann, wenn man eine Vision verfolgt. 7 / 10

Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch
– 1.) Lasst mich in Ruhe. Ich mag die "Shrek"-Filme. "Shrek 2" ist womöglich der beste Animationsfilm überhaupt. 2.) Anders als der Vorgänger ist der zweite Film über das Zorro-Kätzchen echt nicht übel. Es wird nicht nur die Kinderfilm-übliche Pädagogik zu Teamfähigkeit und Verantwortung gelehrt, sondern es gibt atemberaubend-detaillierte Animationen zu bestaunen und einige großartige Actionszenen, die zum Besten gehören, was man auf der Leinwand 2022 sehen konnte. Vielleicht manchmal etwas zu lang und kitschig, dennoch wunderbare Unterhaltung für klein und groß. 7 / 10

Bullet Train
– Ausgeflipptes Actionkino im Dauerfeuermodus, bei dem der größte Plottwist (von denen es einige gibt) der Abspann ist, als unter dem Punkt "Regie" nicht Guy Ritchie gelistet wird, obwohl wirklich alles dafür spricht, dass der irre Wagon-Klopper mit gruppentherapeutischer Wirkung auf seine Kappe geht. "Bullet Train" ist klug, "Bullet Train" ist witzig, "Bullet Train" ist manchmal auch etwas zu überdreht, aber "Bullet Train" ist etwas, das es kaum noch gibt: Ein Blockbuster ohne etablierte IP. Kudos dafür! Mal sehen, wann die Sequels "Bullet Plane" und "Bullet Tank" folgen werden. 7 / 10

One of these Days
– Wahre Geschichte: Um einen nagelneuen Pick-up zu gewinnen, müssen eine Gruppe Texaner einfach nur das Auto anfassen und dürfen die Hand nicht wegnehmen. Wer als letztes steht, gewinnt. Der absurde Wettbewerb gipfelt in eine Tragödie und wie Regisseur Bastian Günther die Idiotie dieses Wettkampfes und die Tragik ihres Ausgangs zusammenfasst, ist großes Tennis. Ein kleiner, absurder Film, der aber doch vieles thematisiert und behandelt: Unsere Konsumgier, unsere Schadenfreude, vielleicht auch, wie der Kapitalismus Selbstopferung und Voyeurismus zum Funktionieren braucht. 7,5 / 10

The Northman
– Menschenskinder, da hat Robert Eggers mal einen Blutrausch ausgelebt, der musste offensichtlich raus. "Hamlet" mit Wikingern, blutrünstig, teils virtuos inszeniert, teils ganz konfus metaphorisch überladen, aber immer ein visuelles Erlebnis. Das hat durchaus Wucht, wie er hier zu Werke geht, es hat auch durchaus Tiefgang. Der Mensch wird nämlich in "The Northman" wieder zum Tier, zum Naturwesen, und geht deshalb auch nicht nach Valhalla, sondern als Teil des ewigen Kreislaufs des Lebens auf. Transzendente Action, raffiniert konstruiert. Ein deftiger Volltreffer! 7,5 / 10
https://filmduelle.de/
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Re: Jahresrückblick 2022

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 Guckt der Hille eigentlich auch Filme, die er nicht scheiße findet?
Ich hatte letztes Jahr wirklich Glück, denn die Filme, auf die ich keine Lust hatte, auf die hab ich gleich ganz verzichtet und hab mich stattdessen einfach auf alte Filme konzentriert. Die waren alle top! :D
#London2025

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Re: Jahresrückblick 2022

42
Ah, da kann ich jetzt nun endlich etwas mit reden. Ich denke, dass du so viele miese Filme dieses Jahr gesehen hast, liegt an einem gewissen beruflichen Zwang. ;)
Mir passiert das relativ selten, da man natürlich nur die im Kino sichtet, die man wirklich sehen will und von denen man denkt, dass sie einigermaßen gefallen.
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 The 355
– Hey, die haben den Serien-Pitch von Mia Wallace aus "Pulp Fiction" verfilmt! Der feministische Action-Thriller "The 355" bekam weltweit auf den Deckel und wurde ein finanzielles Desaster, aber was soll ich sagen, ich fand es ganz unterhaltsam. Nette Action, sympathische Darstellerinnen, 1-2 hübsche Überraschungen … manchmal muss es gar nicht mehr sein. Ein routinierter (etwas zu später) Bourne-Nachklapp, der, ungewöhnlich für diese Art Film, im letzten Drittel noch einmal qualitativ deutlich ansteigt und rasant endet. Leicht überdurchschnittliche Kost also. 6 / 10
Genau Teil 1. Vor kurzem im Heimkino nach geholt, nichts erwartet und ganz gut unterhalten worden. Stangenware sicherlich, aber kurzweilige. Und die Damen mag ich allesamt auch solo. 6/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 The Card Counter
– Der vielversprochene Geheimtipp ist "The Card Counter" vielleicht nicht, aber "Taxi Driver"-Autor Paul Scharder ist schon ein stimmiges Drama um einen Falschspieler gelungen. Ein konventionelles Genre-Stück hat er nicht gedreht, eher eine nachdenkliche Reflexion um Vergebung, Traumata und Schuld. Einen Aha-Moment verpasst er und – entschuldigt den Kalauer – besonders im letzten Akt hätte sein Drehbuch mehr "All in" gehen dürfen, aber manchmal ist die Devise "Bet small, win small" auf lange Sicht wohl die erfolgsversprechendere Wahl. 6 / 10
Genau Teil 2. Ein trotz seiner düsteren Thematik entspannter Film. Beim Thema Zocker und Spieler schau ich immer gern rein, genauso wie bei Oscar Isaac. 6/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 Halloween Ends
– Nach der ultrablutigen Schlachteplatte "Halloween Kills" ist das Ende der Sequel-Trilogie um Michael Myers ein "back to the roots", nicht unbedingt direkt zurück zum ersten "Halloween", aber zu Filmen seines Schöpfers John Carpenter. Angenehm zurückhaltender Horror also, der sich lieber auf wenige effektive Momente als auf Dauerschock-Einheiten beschränkt und Figuren auch mal fünf Minuten atmen lässt, bevor ihnen die Luftröhre durchgeritzt wird. Fürs moderne Publikum ist das wohl schon zu subtil, die Fans beklagten sich und wollten lieber Blut sehen. 6 / 10
Genau Teil 3. Irgendwie ein unguter Abschluss, weil aus nicht zusammen passenden Einzelteilen bestehend und mit einem etwas billigen Finale. Dennoch erfreulich, dass alle drei Teile der Neuauflage sehr unterschiedlich gestrickt sind. Und Halloween hat bei mir generell einen Stein im Brett. 6/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt
– Channing Tatum und Sandra Bullock? Eigentlich eine Kombi des Todes für mich! Aber diese Abenteuerfilm-Persiflage war amüsant und es wurde im Kinosaal auffallend oft gelacht und das nicht nur bei Brad Pitts selbstironischem Auftritt als Über-Macho. Die hampeln da sicherlich alle vor Greenscreens rum, die Witze sind sicher alle ganz schön flach, aber die letzten Jahre vermisst man Filme, die einfach genau wissen, was sie sein wollen und für was sie gemacht wurden. "The Lost City" ist ein Grillabend-Film, mit Würstchen und Bier wird er gleich eine ganze Schippe besser. 6 / 10
Genau Teil 4. Schöner, altmodischer Abenteurer mit absolut null Innovation aber sehr viel Charme. Bullock, Tatum und Pitt sind ein tolles Trio, was man auch in Bullett Train weiter bewundern kann (zumindest ein wenig). Romancing the Stone und Indy light bilden hier eine stimmige Fusion.6,5/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 Thor: Love and Thunder
– Der Marvel-Hater mag mal was von Marvel! "Thor: Love and Thunder" ist echt nicht schlecht. Taika Waititi hat sich vom Avengers-Konzern die teuerste Sketch-Show aller Zeiten bezahlen lassen und würde nur noch höher bepunktet werden, wenn er konsequent auf einen Plot gleich ganz verzichtet hätte. Großer Nonsense, aber skurril und lustig. Russell Crowe als latent-schwule Tuntenversion von Zeus ist eine Schau, Natalie Portman sieht in nordischer Rüstung umwerfend aus und Christian Bale hat richtig Spaß, mit seiner emotional fundierten Schurkenrolle gefühlt im falschen Film zu spielen. 7 / 10
Genau Teil 5. Thor ist mit Thor 3 zum poppigsten Superhelden mutiert, dank seines positiv verrückten Regisseurs. Die Albernheiten werden hier ein ums andere Mal übertrieben und der mürrische Bale beißt sich mit dem schrillen Rest des Films, aber so viel Stempel aufdrücken sucht man im MCU sonst vergebens. 7/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 The Batman
– Wie oft wollen sie die Gothic-Flatter wohl noch verfilmen? Nun, die "Se7en"-Version vom geflügelten Ritter ist Blockbuster-Noir (sofern das möglich ist), hat einen schier unglaublichen Soundtrack und sensationelle Darsteller in allen wichtigen Nebenrollen an Bord, nur beim Schurken und beim Helden selbst schwächelt es etwas und der gezwungene Hang zur enormen Überlänge bleibt dramaturgisch nicht immer ausreichend legitimiert. Trotzdem: Matt Reeves zeigt mit "The Batman", dass Superheldenkino experimentell und aufregend sein kann, wenn man eine Vision verfolgt. 7 / 10
Genau zum Letzten. Nach den enttäuschenden Affleck-Auftritten wurde es im DCU endlich mal wieder stimmig. Die Idee einen Serienkiller-Thriller als Blaupause zu nehmen ist toll, aber dann bitte mit etwas mehr Mut. Dafür gibt es ganz viel Atmosphäre und endlich mal wieder einen Bat-Detective.
7/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 Bullet Train
– Ausgeflipptes Actionkino im Dauerfeuermodus, bei dem der größte Plottwist (von denen es einige gibt) der Abspann ist, als unter dem Punkt "Regie" nicht Guy Ritchie gelistet wird, obwohl wirklich alles dafür spricht, dass der irre Wagon-Klopper mit gruppentherapeutischer Wirkung auf seine Kappe geht. "Bullet Train" ist klug, "Bullet Train" ist witzig, "Bullet Train" ist manchmal auch etwas zu überdreht, aber "Bullet Train" ist etwas, das es kaum noch gibt: Ein Blockbuster ohne etablierte IP. Kudos dafür! Mal sehen, wann die Sequels "Bullet Plane" und "Bullet Tank" folgen werden. 7 / 10
Hier gehe ich höher. Auch wenn mir der Roman noch besser gefallen hat, so ist das der beste Film, den Guy Ritchie nicht gedreht hat. Launig, zynisch, brutal und mit dem besten Killer-Duo seit Pulp Fiction. Situationskomik, Action und Look sind zum Zunge Schnalzen, da verzeiht man auch das CGI-lastige und arg übertriebene Crash-Ende. Gute 8/10
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 The Northman
– Menschenskinder, da hat Robert Eggers mal einen Blutrausch ausgelebt, der musste offensichtlich raus. "Hamlet" mit Wikingern, blutrünstig, teils virtuos inszeniert, teils ganz konfus metaphorisch überladen, aber immer ein visuelles Erlebnis. Das hat durchaus Wucht, wie er hier zu Werke geht, es hat auch durchaus Tiefgang. Der Mensch wird nämlich in "The Northman" wieder zum Tier, zum Naturwesen, und geht deshalb auch nicht nach Valhalla, sondern als Teil des ewigen Kreislaufs des Lebens auf. Transzendente Action, raffiniert konstruiert. Ein deftiger Volltreffer! 7,5 / 10
Einziger Widerspruch. Hat mir nicht sonderlich gefallen. Die Arthouse-Schlachtplatte hat ein paar tole Bilder und ein paar krasse Kampfszenen, aber auch einen recht faden Protagonisten. Dazu kommt das Bemühen "echte" Wikingerituale zu zeigen, was aber eher trashig, denn authentisch daher kommt.
Irgendwas um die 4/10
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Jahresrückblick 2022

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2023 19:19 Downton Abbey II - Eine neue Ära
– Ach, geliebtes Downton Abbey, die Zweiteilung im zweiten Kinofilm hat dir nicht unbedingt gut getan. So amüsant und spaßig der Filmdreh auf Downton selbst auch geraten ist und für viele Lacher sorgt, so lahm und zäh gestaltet sich der Parallelplot, in dem die Crawleys einen Ausflug nach Frankreich unternehmen. Da ist dann zu viel sonnendurchfluteter Kitsch im Mittelpunkt und ich wollte den Film dafür erst hart abstrafen, bis er mich dann auf den letzten Metern nochmal emotional richtig bewegen konnte. Hoffentlich kommt jetzt noch ein (besserer) dritter Teil. 6 / 10

Ambulance
– Michael Bay bewegt sich mit diesem Remake eines dänischen Thrillers dauerhaft im Spannungsfeld zwischen "Gott, ist das dämlich!" und "Gott, ist das geil!". Als Stummfilm würde sein Action-Massaker dank grundsätzlich dummer Dialoge wohl besser funktionieren, aber wenn diese irren Drohnen-Kamerafahrten loslegen, kitzelt es schon irgendwie. Zudem jagt der Mann einfach noch echte Sachen in die Luft, und in heutigen CGI-Zeiten ist man für jeden dankbar, der da draußen noch mit richtigem TNT zündelt – hier bitte Witz über die Silvester-Eskalationen 2022 einfügen. 6 / 10
Auaaua. :) Die gleiche Anzahl an Punkten für den zweiten Downton Abbey-Kinoausflug und Bays intellektuell defizitären Actioner - das hätte ich nicht erwartet. Ich hatte bei DA2 wirklich von der ersten bis zur letzten Minute ein zufrieden-glückseliges Dauergrinsen auf den Gesicht
Spoiler
(ok, bei Maggie Smiths Abgang dann natürlich nicht, da waren es eher wohlig-zufriedene virtuelle Tränchen)
. Den Stummfilmplot fand ich zwar auch besser, aber dafür punktete der Südfrankreich-Plot mit herrlichen Bildern und wunderbar-sommerlicher Atmosphäre. Bei Bay: eieiei - der lernt es auch nicht mehr. Repitative Action (mit Ausnahme der gelungenen Banküberfall-Sequenz) mit einer schon an Volksverdummung grenzenden inhaltlichen Debilität.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Jahresrückblick 2022

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Na ja, das mit den gleichen Punkten ist ja immer so eine Sache. 6/10 für das was er sein will bzw. innerhalb seines Genres.

Mal was anderes zum Jahresrückblick. Gesternn waren ja die Globes. Dort hat Flop Spielberg Megahit-Cameron und Cruise geschlagen. :) Kann ich noch nicht mitreden. Dafür hat "Im Westen nichts Neues" den Auslands-Globe verpasst, wo ich schon mitreden kann und was ich durchaus begrüße. Zwar freue ich mich immer über die (seltenen) deuchten Gewinner, ein bißchen patriotisch darf man ja sogar bei uns noch sein, aber der Film ist in so vielerlei Hinsich beraten und hat sich Preisverleihungen angebiedert, dass es ihm irgendwie recht geschieht.
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Re: Jahresrückblick 2022

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vodkamartini hat geschrieben: 11. Januar 2023 07:34 Na ja, das mit den gleichen Punkten ist ja immer so eine Sache. 6/10 für das was er sein will bzw. innerhalb seines Genres.
Ich sehe das so: für mich haben zwei Filme mit der gleichen Punktzahl grob gesagt das gleiche Qualitätsniveau. Dabei ist es für mich erst mal unwichtig, welches Genre beackert wird und wie erfolgreich der jeweilige Film darin ist, seine Ziele zu erreichen. Du erinnerst dich vielleicht daran, dass ich mich vor einiger Zeit sehr schwer damit tat den deutschen Film "Der Hauptmann" zu kritisieren, da viele seiner Entscheidungen, die mir nicht taugten, ganz offensichtlich von den Machern beabsichtigt waren, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Am Ende bekam er dann aber halt von mir doch nur 3 oder 3,5 Punkte, weil er für mich stinklangweilig und prätentiös war. Deshalb gestehe ich ihm zwar zu, dass er viele seiner Ziele erreicht bzw. das ist, was er sein will - aber er ist für mich trotzdem auf einem Niveau mit einem handwerklich weitgehend missglückten Film wie zB dem Wallace-Trash Der Hund von Blackmore Castle oder Villeneuves stinklangweiligem Dune. Die Filme mögen auf unterschiedlichem Gebiet scheitern, das Qualitätsniveau ist aber für mich irgendwo das gleiche.
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