Nachdem der letzte Artikel hier auf der Hauptseite schon etwas länger her ist, gibt’s zum Jahresausklang selbstverständlich noch einen Beitrag. So haben sich in den letzten Tagen und Wochen die Ereignisse ja fast schon überschlagen und trotzdem – oder genau deshalb – gibt’s immer noch keine Neuigkeiten zu BOND 26. Aber der Reihe nach…
Noch im Spätsommer gab es in diveren üblicherweise gut-informierten Bond-Fankreisen die Vermutung (durch Kontakte, die direkt mit EON Productions in Verbindung stehen), dass Ende 2024 doch noch etwas zur Zukunft von James Bond verkündet werden könnte und sogar ein Kinostart Ende 2026 theoretisch noch möglich wäre. Als dann jedoch kurz darauf bekannt wurde, dass EON an einer neuen OTHELLO-Verfilmung mit Daniel Craig arbeiten werde und dafür sogar schon die dazugehörige Produktionsfirma offiziell registrierte, war zumindest bei mir diese Hoffnung gleich wieder gestorben. Trotzdem: auch im November (es war natürlich keine Überraschung, dass die beiden Bond-Produzenten Barbara Broccoli & Michael G. Wilson bei der Verleihung ihres Ehrenoscars (Irving G. Thalberg Memorial Award) am 17. November 2024 in L.A. nichts zur Zukunft von 007 verlautbarten) und selbst noch im Dezember waren einige Freunde und Bekannte aus der internationalen Bondfan-Community immer noch überzeugt: da kommt noch etwas, kurz vor Weihnachten wird’s eine Überraschung geben! Im Nachhinein bin ich nun sogar froh, dass dies alles nicht so eingetroffen ist und somit hoffentlich auch die dahinterliegenden Meldungen und (inhaltlichen) Gerüchte zu BOND 26 nicht stimmen. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht, würde ich sagen.
Dennoch, eine Ankündigung der Bond-Produzenten gab’s ja tatsächlich: Es wurde schon vorab über Deadline durchgereicht und am 20.12.2024 per Pressemeldung offiziell bestätigt: EON Productions arbeitet gemeinsam mit Amazon MGM Studios an einer Neuverfilmung des von Cubby Broccoli 1968 produzierten britischen Kinderfilm-Klassikers CHITTY CHITTY BANG BANG (CCBB), der ursprünglich aus der Feder von Ian Fleming stammt, der das Abenteuer als Gute-Nacht-Geschichte für seinen Sohn Casper schrieb. Mit Enda Walsh (Small Things Like These) und Matthew Warchus (Matilda The Musical) hat EON bereits Drehbuchautor sowie Regisseur für die Neuauflage gefunden. Also nix mit 007, aber wenn man in die Vergangenheit blickt, ist es nicht ausgeschlossen, dass manche Namen aus Cast & Crew von EONs Nicht-Bond-Filmen in zukünftigen Bondfilmen mitwirken – sofern die Zusammenarbeit gut geklappt hat.
„Fucking Idiots“
Für große Aufregung hat natürlich der Artikel des renommierten Wall Street Journals gesorgt, der von einem großen Zerwürfnis zwischen EON Productions und Amazon/MGM berichtet, was demnach auch der Hauptgrund dafür sein soll, weshalb in Sachen BOND 26 noch nicht viel passiert ist und es wohl auch noch eine längere Pause geben dürfte. Nachdem der Artikel hinter der Paywall steckt, gibt’s hier einen Link zum ganzen Artikel über MSN. Und hier gibt’s auch noch den Podcast und dessen Transkript mit dem Autor des Artikels (Erich Schwartzel) mit zusätzlichen Hintergrundinformationen. Zur Erinnerung: vereinfacht gesagt besitzen Michael G. Wilson und Barbara Broccoli (EON Productions) über Danjaq, LLC 50% der Bond-Rechte und EON ist für die kreative Kontrolle und Produktion der Bond-Filme zuständig inkl. Vetorecht – ohne die Broccoli/Wilson-Familie gibt’s keinen neuen Bondfilm, EON entscheidet über Ausrichtung und Inhalt der Filme von A-Z. Amazon hält nun über MGM die anderen 50% und ist für den Verleih und die Finanzierung von EONs Bond-Produktionen zuständig (kurz: ohne MGM bzw. Amazon gibt’s kein Geld für EON). Der Gewinn eines Bondfilmes wird dann entsprechend zwischen den Partnern aufgeteilt.
Schwartzel hat für seinen WSJ-Artikel mit mehr als 20 Personen aus der Filmbranche gesprochen, die Broccoli und die Situation mit Amazon kennen. Für ihn sei nach seiner Recherche ganz klar, dass die Situation und die Beziehung zwischen EON und Amazon „absolut schrecklich“ und mehr als angespannt sei. Dabei suche er für seine Reportagen immer nach Grautönen, konnte in diesem Fall aber keine finden. Broccoli soll demnach einigen Freunden erzählt haben, dass sie die Leute bei Amazon für „verdammte Idioten“ halte. In einigen Meetings soll sie die Amazon-Vertreter sogar schon gefragt haben, ob diese denn überhaupt den Vertrag gelesen hätten – nachdem diese offenbar neue Ideen für die Bond-Reihe vorbrachten, die den Vorstellungen Broccolis absolut widersprachen.
A Bond Universe?
Worum es da so geht? Es dürfte genau das eintreten, wovor viele schon vorab gewarnt hatten und was seit Jahren in diversen Bondforen (auch in unserem) diskutiert wird: Amazon möchte das Bond-Franchise vergrößern, möchte ein Bond Universe nach dem Vorbild von Marvel kreieren, möchte neue „Spinoffs“ erschaffen (wahrscheinlich so etwas wie „Moneypenny’s Diaries“, „Die Geschichte des Ernst Stavro Blofelds“, „Die Abenteuer des Quartermasters“ etc. – wer braucht das?) und dürfte auch so einfallsreiche Ideen wie einen „weiblichen James Bond“ vorbringen. Broccoli soll jedenfalls ihren Freunden erzählt haben, dass sie dem „algorithmengesteuerten Amazon“ nicht traue. Als Jennifer Salke, ihres Zeichens Head of Amazon & MGM Studios, in einem Meeting James Bond nur als „Inhalt“ („content“) bezeichnete, soll es Broccoli gereicht haben. Bei einer anderen Abstimmung zur zweiten Staffel von „007: Road To A Million“, das demnach von den Produzenten schon vor der Amazon-Übernahme geplant war, soll eine Amazon-Mitarbeiterin eingeworfen haben, dass für sie „James Bond gar kein Held“ sei. Der Raum wurde still. Überhaupt dürfte man bei Amazon nicht ganz zufrieden mit der Performance der Reality-Show gewesen sein, nachdem viele Zuseher nach den ersten 6 Minuten für immer abgeschaltet hatten. Ich gebe es zu, ich war einer davon!
Gregg Wilson, Sohn von Michael G. Wilson, dürfte zukünftig eine (noch) größere Rolle übernehmen. Er soll einem „Update“ der Bond-Rolle demnach nicht negativ gegenüberstehen, was auch immer das bedeuten mag. Auch Barbara Broccoli sei gar nicht gegen Erneuerungen und Veränderungen, was die Zukunft von James Bond betreffe, aber bestimmte Rahmenbedingungen seien für sie nicht verhandelbar. Der neue Bond-Darsteller müsse demnach etwa nicht mehr zwingend hetero oder weiß, jedoch weiterhin Brite und männlich sein (na „Gott sei Dank“, werfe ich da ein!). Warum mich die sexuelle Orientierung eines Schauspielers überhaupt interessieren sollte, ist aber eine andere Frage. Und was bitteschön ist ein „weiblicher James Bond“? Eine „Jane Bond“? Ist „Lara Croft“ ein „weiblicher Indiana Jones“? Wieso nicht einfach eine neue, starke, weibliche Agentin erschaffen anstatt bestehende Figuren so zu verbiegen, damit sie bestimmten, durchaus fragwürdigen, teils ideologischen Vorstellungen bestimmter Gruppen entsprechen? Außerdem, irgendwann, so um die letzte Jahrtausendwende herum, gab’s da sogar schon einmal eine Idee… Wie auch immer, was Amazon betrifft, so werde Broccoli jedenfalls dem Rat ihres Vaters Cubby Broccoli folgen und „temporäre Leute keine permanenten Entscheidungen treffen“ lassen. So viel scheint sicher zu sein. Und das sollten wir Barbara Broccoli hoch anrechnen. Danke Barbara!
Aber wie geht’s nun mit EON vs. Amazon/MGM und BOND 26 weiter? Wir werden uns wohl tatsächlich auf eine (noch) längere Pause gefasst machen müssen. Vielleicht werden ja durch die Zusammenarbeit an CCBB die Wogen etwas geglättet. Wobei sich diese harten Worte, die nun publik wurden, wohl nicht so einfach aus der Welt schaffen lassen (außer jemand bei Amazon ein paar Etagen höher spricht das ein oder andere Machtwort aus). Für den Brancheninsider Matthew Belloni (Puck, früher Deadline) ist der Streit ganz klar ein Amazon-Problem. EON habe in der Vergangenheit mit vielen unterschiedlichen Partnern und Studios stets erfolgreich zusammengearbeitet und gute Beziehungen aufgebaut. Belloni spekuliert deshalb, dass sich Mike De Luca und Pam Abdy von Warner Bros. nicht rein zufällig in den WSJ-Artikel eingebracht haben könnten. Ein möglicher Ausweg für EON & Amazon wäre demnach die Zusammenarbeit mit einem weiteren Partner, der BOND 26 gegen eine Gebühr gemeinsam mit EON auf die Leinwand bringt. Wie realistisch oder wahrscheinlich dieses Szenario tatsächlich wäre, kann ich nicht beurteilen – aber Sony habe damals mit Disney eine ähnliche Vorgehensweise für „Spider-Man“ gewählt.
Das Bondjahr 2025
Nichtsdestotrotz wird es auch 2025 einige spannende Bond-Projekte geben. Für Bondfans aus Österreich läuft die sehenswerte Bond-Austellung 007 Action Vienna in der Metastadt noch bis 9. Februar 2025, bevor die Ausstellung ihre Zelte abbricht und nach München (so die letzten Informationen) weiterreisen wird. Für österreichische Bondfans wird es 2025 noch weitere Überraschungen und Neuigkeiten geben, dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr! Darüber hinaus möchte ich die „freie“ Zeit nutzen, um die Hauptseite und auch das Forum in die neue Bond-Ära zu überführen, zumindest was das Design betrifft.
Und 2025 hat gleich 4 Bond-Jubiläen zu bieten:
- 60 Jahre THUNDERBALL (1965)
- 40 Jahre A VIEW TO A KILL (1985)
- 30 Jahre GOLDENEYE (1995)
- 10 Jahre SPECTRE (2015)
Für alle etwas dabei! ;)
Außerdem: Am 3. Juni 2025 soll Warner Bros. eine neue 4K Sean Connery Blu-Ray-Collection herausbringen, jedenfalls in den USA. Darüber hinaus sind die Bondfilme ab 2025 im deutschen Free-TV wieder bei RTL zu sehen (am 7.4.2024 wird dort um 20:15 NTTD laufen, nur so nebenbei).
Zum (Jahres-) Abschluss möchte ich es auch noch hier erwähnen, denn leider hatte 2024 auch einige sehr traurige Seiten… Lieber Wolfgang, du bleibst unvergessen!
Das ein Jeff Bezos nicht mal auf den Tisch haut, sich als absoluter Bond-Fan deklariert und „seine Firma“ umgehend beauftragt, die 007 Produktion sofort zu beginnen… die Share und Stakeholder wären sofort zufrieden. Mit seiner Macht könnte er noch paar Leute von der Academy bestechen, der Film staubt paar Oscars ab und alle sind wieder glücklich. Naja, sie wollen was neues aber gleichzeitig back-to-basic. Das ist ja fast wie bei der anstehenden Bundestagswahl -blau ist übrigens eine sehr schöne Farbe…
In diesem Sinne.
Mir wäre neu dass, Jeff Bezos ein grosser Bondfan ist. Die Amazon Academy hm was hilft jetzt die genau? Bestechungen passt mal gar nicht zu EON. Es ist nicht gesagt das sie zu den Basics zurückwollen. Es gibt Gerüchte dass, sie bei alten Geschichten anknüpfen wollen aber sie kompatibel mit der heutigen Zeit gestalten wollen
Hut ab vor Barbara Broccoli. Wie oft wurde von vielen geschrieben sie hätte keine Lust mehr und solle sich zurückziehen… In Wahrheit wehrt sie sich gegen eine Ausschlachtung von Bond und dann warte ich auch lieber etwas länger.
Sorry, außer Skyfall waren alle Drehbücher mir Craig als Bond nur noch durchschnittlich. Ich werde mich mit meinen 60 Jahren an keinen neuen Bond mehr gewöhnen. In meinen Augen sind die Bond-Abenteuer mit den Brosnan-Filmen abgeschlossen. Die Magie ist verflogen und wird nicht mehr wiederkehren.
Also ich würde nicht behaupten, dass die Magie verflogen ist und nicht mehr wiederkehren wird. Fakt ist aber, es wird nicht so weitergehen mit dem uns gewohnten Bond-Franchise. Es wird Neuerungen geben, alle werden bereit sein müssen, Kompromisse einzugehen. Es wird vermutlich dadurch allerdings nicht mehr den „alten“ Bond-Flair geben. Und da stimme ich Dir zu, auch ich bin aufgrund des Alters nicht mehr willens, eine neu geschaffene Bond-Figur zu bejahen. Brosnan in DAD war schon sehr gewöhnungsbedürftig und eher für ein jüngeres Publikum bestimmt.
Jegliches hat seine Zeit. Ein Connery-Bond würde heutzutage (zurecht) von den Kritikern zerrissen werden, käme so ein Film gerade neu heraus. Weniger was die Stories an sich angeht, sondern das drum herum (wie die Darstellung und der Umgang mit Frauen). Wäre Bond als Marke insgesamt nicht so populär, ließe man solche Filme heutzutage im Archiv verrotten. Ohne Disclaimer kann man die Filme heute kaum noch zeigen. Ob es gelingt, nach dem durchaus gelungenen Craig-Makeover die Figur Bond abermals zu modernisieren (mit Dalton und Brosnan ond deren Drehbüchern gelang das ja nicht überzeugend), weiß ich nicht. Es steht viel auf dem… Weiterlesen »
Mir gefällt vor allem nicht an Skyfall wie dass Bond ein Trunkebold ist
Der ganze Spaß erinnert mich an den Krach ab 1989 zwischen Broccoli und MGM-Boß Parretti. Die Folge war eine sechsjährige Bond-Pause. Bin gespannt, ob die hier noch länger wird. Ich vermute sowieso, daß Bond sich für mich erledigt hat. Ich habe immer noch Spaß an 21 Bond-Filmen (- Lazenby, – Craig-Bonds) und brauche nicht unbedingt neue Filme und erst recht nicht Neuverfilmungen.
Ich finde auch, dass es kein Sinn ergibt James als Frau zu besetzen. Wir brauchen neue und deutlich mehr weibliche Hauptrollen für solche Filme. Aber nicht in dem wir einfach bestehende umbesetzen, sondern indem wir starke und frei von stereotypen neue Rollen mit Frauen besetzen.
Warum das eine fragwürdige Ideologie einer kleinen Gruppe sein soll kann ich aber nicht nachvollziehen.